Durchwachsene Sache

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gs2802 Avatar

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 Insbesondere die erste Hälfte des Buches „Ewig Böse“ weis zu gefallen. Es vergeht keine Seite, auf der die mysteriösen Umstände in James´ neuem Lebensabschnitt nicht noch eine Spur seltsamer werden und der Thriller an Tiefe gewinnt. Insbesondere der Umstand, dass sich Hastings nicht in allen Details an die Geschehnisse von vergangenen Tagen erinnern kann, verleiht dem Buch einen Hauch von, vermeintlich übersinnlichen, Vorgängen in seinem Haus.

Diese Konstellation hält den Leser richtiggehend in Trab, die Geschichte spannt sich hervorragend auf. Ab der Mitte des Buches ändern sich die Umstände jedoch und der Thriller gleitet, ein wenig zumindest, in bereits bekannte Schemata ab. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Figur des kleinen Jungen eingearbeitet wird und der Thriller einen Szenenwechsel vollführt, löst sich auch der Inhalt in seltsame Erzählstränge auf, die meines Erachtens nicht sehr harmonisch zueinanderpassen, da sie teilweise aufgepfropft wirken. So etwa die Szenen im Keller eines Nachbargebäudes, in dem die Gewalt am Ende gar weidlich übertrieben wird. Auch das Ende der Geschichte, mitsamt Auflösung weis nicht wirklich zu überzeugen. Alles in allem bleibt der Thriller von Christoph Ransom jedoch allemal empfehlenswert, auch wenn er teilweise verworren geschrieben ist.

Was den Aufbau des Buches und die Gestaltung seiner Charaktere betrifft, war ich von der Figur des James Hastings durchwegs begeistert. Die Umstände seines Berufes als Doppelgänger thematisiert dabei auf eindringliche Weise den Spagat des Show Geschäfts, in dem ein Interpret besonders dann bei seinem Publikum punkten kann, je rücksichtsloser, ja brutaler er sich gibt. Genau an dieser Stelle setzt die Figur des James Hastings an. Ein sozusagen unbeteiligter Mensch – sei er auch der bezahlte Doppelgänger und somit auch sinngemäß eine Art Leibwächter für den tatsächlichen Star - wird Opfer eines Fans, der seinen Realitätssinn verloren hat und nichtmehr zwischen einer Kunstfigur mitsamt ihrer Vermarktung und dem Leben unterscheiden kann. Ob nicht auch der Künstler selbst anteilsmäßig damit auch selbst Schuld auf sich lädt, wird für mich dabei indirekt als Frage aufgeworfen, deren Beantwortung bewusst offen gelassen wird. Die anderen Charaktere des Buches sind aber eindeutig zu kurz geraten und können kaum zur Spannung des Buches beitragen, was durchaus enttäuscht.

In diesem Zusammenhang gefällt mir auch der originale Titel des Buches besser, als sein deutsches Gegenüber, da es die Umstände besser beschreibt, wie ich finde. „The Haunting of James Hastings“ gibt dabei „das verfolgt sein“ seines Protagonisten in doppeltem Sinne wider, indem er den Risiken seines Berufes einerseits ausgeliefert ist, aber auch vom Schicksal seiner Frau innerlich gehetzt wird, wobei für mich beide Umstände ihre Ursache wiederum in der Figur des Ghost finden!