Rund und glücklich

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wortknaeuel Avatar

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Magda Albrecht erzählt in ihrem Buch sehr persönlich über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Dicksein seit Kindesbeinen an, über die Hänseleien, die vorwurfsvollen Blicke von Ärzten, die Ermahnungen und das schlechte Gewissen – und wie sie es schaffte, dennoch ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper und ein Selbstbewusstsein zu erlangen, mit dem sie gut und gerne als Vorbild für viele (dicke wie dünne) Frauen gelten kann!

Persönliches wechselt sich auf angenehm lesbare Weise ab mit Fakten und Zahlen, wobei sie einige populäre "Tatsachen" in Frage stellt, z.B. den BMI (Body-Mass-Index) oder die angeblich kürzere Lebenserwartung von Übergewichtigen. An diesen Stellen konnte ich meine eigene Skepsis allerdings nicht überwinden und hatte das Gefühl, dass sich Betroffene mit solchen Widerlegungen doch eher das Gewissen beruhigen wollen. Ein sehr kontroverses Thema!

Sehr wichtig finde ich das Buch als Kritik an der aktuell mehr als verqueren gesellschaftlich akzeptierten Sichtweise, wie ein "normaler" oder gar ein "ästhetischer" Körper zu sein hat – und mit welchen subtilen Mechanismen jedem, der dieser Norm nicht entspricht (nicht nur Dicke!) ein Gefühl des Versagens eingetrichtert wird. Besonders überrascht war ich auch über die unverhohlene Diskriminierung, mit denen Übergewichtige (z.B. bei der Verbeamtung) konfrontiert werden.

Magda Albrechts Buch ist ein wichtiger Schritt hin zu einem allgemein positiveren Körperempfinden und Toleranz der Vielfalt. Aber Achtung! Das Buch deckt beim Leser womöglich (so wie mir geschehen) eigene Vorurteile auf!