"Die Welle" neu erzählt.

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franci Avatar

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„Fair Play – Spiel mit, sonst verlierst du alles!“

Ein Schulprojekt, das außer Kontrolle gerät.
«Fair Play» erzählt „Die Welle“ mit heutiger aktueller und immens wichtiger Thematik: Umweltschutz. Und nutzt für die Umsetzung moderne technische Basics.

Doch auch in dem Jugendbuch von Kerstin Gulden greift das Experiment, das eigens für einen Schülerwettbewerb des Senats entstand, über die Klassenräume und das eigentliche Thema hinaus. Tröpfelt in höhere Positionen, streift die Politik.

Vier Jugendliche, die unterschiedlicher nicht sein können, erzählen aus ihren Perspektiven, was sie in neun Wochen, in denen die App zum Alltagsgeschehen zählt, erleben.
Auf den 336 Seiten sehen wir einerseits, wie ein gemeinsames Ziel Aussehen, Vermögen, Klassenverhältnisse überbrückt, Nerds und Hipster mit den Beliebten vereint, zusammenschweißt. Andererseits aber auch, wie Kindergarten Freundschaften zerbrechen, aus Blutsbrüdern Feinde werden. Das virtuell entstandene Gefüge greift in die Realität, kein Schritt, der unbeobachtet bleibt. Die neuen Gruppen sind klar definiert: Fair Player gegen Foul Player, jene, die sich nicht am Gemeinschaftsprojekt beteiligen.

Im Fokus stehen:

Kera, die die Idee hatte und uneigennützig hinter der App steht.
„Gemeinschaft statt Egoismus, Transparenz statt Show, Demokratie statt Machtspielchen, Gerechtigkeit statt Manipulation.“

Max, der sich sträubt die App zu nutzen, seinen Alltag dadurch bestimmen zu lassen – das Projekt als „die Gegenseite“ dennoch hautnah miterlebt.

Elodie, Influencerin, Modepüppchen, die durch Social Media auf das Schulprojekt und dessen gute Absichten aufmerksam machen soll.
„Mein Internet-Leben bildet eine fiktive Wirklichkeit ab.“

Leonardo, der ein Profi im IT-Bereich ist und „Fair Play“ auf einem hohen Standard kreierte.
„Wenn sie Fair Play irgendwann nicht mehr ernst nehmen, nehmen sie mich nicht mehr ernst.“

Hinter all den vier Teenies steckt jedoch viel mehr und im Verlauf erfahren wir einige Geheimnisse, Ängste, Stücke aus der Vergangenheit, die die jeweiligen Reaktionen und Gedanken verständlicher machen.
Sicher ist, dass Opfer zu Tätern werden.

Teenager die aus Rache, einem verletzten Ego handeln, manipulieren, lügen, um gesehen, bewundert zu werden. Gewalt, Mobbing, Verrat, Intrigen, Scham, Liebe. All das findet in der Handlung seinen Platz. Doch mir persönlich fehlte es an Tiefe und einem authentischen Setting. Alles, eingeschlossen die vielen gutbetuchten Schüler und das Knowhow in der Softwareentwicklung, schien unrealistisch, zudem verstrickt sich im aktuellen Geschehen ein tragisches Ereignis der Vergangenheit, dass oft den Fokus ablenkt und zusätzlich verwirrt. Wie dies am Ende zusammenhängt, ist leider wenig schlüssig noch stimmig. Auch die Spannung blieb leider aus, ebenso wie gewichtige Fakten zum Klima- und Umweltschutz.

Dennoch bietet „Fair Play“ ausreichend Input zum Nachdenken. Denn kaum eine unserer alltäglichen Handlungen ist ohne Auswirkung auf die Umwelt:
jede versendete Mail, jede Plastiktüte, jeder Blaubeermuffin außerhalb der Beerensaison, jeder Coffee to go (…)

Wir, auch außerhalb von Büchern, müssen „mit der Wirtschaft an einer grünen Zukunft arbeiten, nicht gegen sie!"