SOTD-Tribut

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laberlili Avatar

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Noch ehe ich ein Rezensionsexemplar dieses Romans erhielt, hatte ich seinen Anfang bereits im Rahmen einer Leseprobe gelesen: Der Beginn haute mich zwar nicht um, aber mir schien diese Erzählung auch angesichts des Klappentextes doch recht vielversprechend zu sein, zumal der Roman ferner auch hochgelobt wurde.
Allerdings tat ich mich letztlich mit der Geschichte im Gesamten ebenso schwer wie mit ihrem Beginn: Ich hatte gehofft, dass sich Sonny als eine wirklich schräge, neurotische Figur herausstellen würde und sich seine Reise nach England als absolut skurriler Roadtrip mit obskuren Neubekanntschaften entpuppte. Das war wohl zuviel erwartet: Sonny blieb mir, trotz dass er als Ich-Erzähler auftrat, völlig fremd und ich hatte auch enorme Probleme damit, ihn als 21jährigen jungen Mann zu sehen. In meiner Vorstellung blieb er 16, 17 Jahre alt und ich überlegte regelmäßig, wieso der junge Ami da nun so wohlgemut am anderen Ende der Welt alleine umherreisen konnte, bis ich mir wieder ins Gedächtnis rief, dass er bereits volljährig sein sollte.
Dann war Sonny also in Europa und wandelte auf den Spuren seiner Eltern (der gesamte Roman ist eigentlich ein einziger langer Brief an seine verschollene Mutter); lernt Menschen aus deren Vergangenheit kennen, die ihm von den Beiden erzählen, vornehmlich aber von seinem Vater, der als „Guru Bim“ einer Sekte vorstand, deren AnhängerInnen er komplett kontrollierte und manipulierte. Aber auch da wirkte der Roman auf mich eher wie „irgendwelche Menschen erzählen was“; mir war das alles zu distanziert dargestellt.

Wenn die Autorin ihren Roman unter Anderem als „optimistisch“ bezeichnet, habe ich das Buch allerdings auch überhaupt nicht verstanden: Für mich war „Familie und andere Trostpreise“ voll von toxischen Beziehungen, missbräuchlichen und misstrauischen Manipulatoren und selbstgefälligen Kontrollfreaks. Aus dieser Masse löst Sonny sich letztlich zwar, so dass man wohl spekulieren darf, dass auf ihn eine hoffnungsvollere Zukunft, ein (selbst)bewussteres Dasein wartet, aber ich würde nicht darauf wetten, dass sich seine Reise und die daraus gewonnen Erkenntnisse tatsächlich derart auswirken. Für mich spiegelte das alles nur eine einzige große Tristesse wieder.

Gleich anfangs wird übrigens bereits erwähnt, dass im Buch sehr oft Bezug auf den Film „Shaun of the Dead“ genommen werden wird (später gibt es auch noch ein paar „Zoolander“-Referenzen, vornehmlich bzgl. „Blue Steel“): Dem ist definitiv so. Es gibt kaum eine Seite, auf der nicht auf SOTD angespielt wird. Ich kenne den Film, ich mag den Film, und ich hatte nun da keine Schwierigkeiten damit, Szenen aus dem Film mit Beschreibungen aus dem Buch in Einklang zu bringen. Aber ich denke, wer SOTD nicht mag oder wer den Film vor Allem überhaupt nicht kennt, ist mit dieser Lektüre schlecht dran. Da ist dies doch schon mehr ein Roman für die SOTD-Filmfreaks. Als SOTD-Tribut fand ich den Roman noch ganz zufriedenstellend; allerdings bezweifle ich, dass die Intention der Autorin nun darin bestanden hat, diesen Film ehren zu wollen.