Ein beklemmender Jugendthriller, auch für Erwachsene

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gaby2707 Avatar

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Die 17-jährige Deutsch-Iranerin Nara ist ein ganz normales Mädchen mit ihren kleinen Problemen und ihrer Schwärmerei für einen neuen Mitschüler. Mit ihrer Mutter, ihrem Pa, dem kleinen Bruder Sinan und dem Hund Mister Ibrahim führt sie ein behütetes Leben. Auch ihre allerbeste Freundin Charlotte und ihren guten Freund Jamie lernen wir gleich zu Beginn der Geschichte kennen. Die weiht Nara auch ein, als sie geheimnisvolle und verstörende Nachrichten bekommt. Als sie dann Mister Ibrahim mit durchschnittener Kehle im Garten findet, scheint die Sache ernst zu werden.
Dann kommt der 19. Juli und alles ändert sich. 6 Mädchen verschwinden und tauchen erst 6 Tage später unvermittelt wieder auf. Alle in neuwertigen dunkelblauen Jogginganzügen und schwarze Turnschuhe, einer proffessionell versorgten Wunde an der rechten Hand. Sie alle schweigen beharrlich. Und auch Jamie ist und bleibt verschwunden.

Da Patricia Schröder Nara ihre Geschichte in der Ich-Form erzählen lässt, bin ich in ihren Gedanken immer ganz nahe am Geschehen dran. Ich bewundere die 17-jährige, wie sie einerseits versucht ihren kleinen Bruder zu beschützen, andererseits wie sie sich nach der Entführung immer wieder Mut zuspricht um nicht an der Stille und dem Alleinsein in ihrem Gefängnis zu zerbrechen. Sie ist eine sehr starke, tapfere und manchmal zornige Protagonistin, mit der ich gelitten und gebangt habe. Sie hat es verstanden, mich ab der ersten Seite für sich einzunehmen.
Aber auch Charlotte und Jamie lerne ich als ihre Freunde kennen, die immer für einander da sind. Eine Freundin wie Charlie, die sich durch nichts beirren lässt und Nara immer zur Seite steht, auch als die es gerade nicht zulassen will, sollte jedes Mädchen haben.

Es wird schon sehr hart und eindringlich beschrieben, was Nara und auch ihre 5 Leidensgenossinnen alles erleiden müssen. Ich finde, dass diese Beschreibungen noch nichts für junge Leser unter 16 Jahren sind. Mir als Leserin Ü60, die ich immer mal wieder ein gutes, spannendes Jugendbuch lese, hat die Geschichte sehr gut gefallen.

Die Spannung steigert sich ab der ersten Seite, wo ich aus einem Zeitungsartikel erfahre, was sich erst noch beim Weiterlesen ereignen wird. Die kleinen Kreuze vor jedem neuen Abschnitt lassen bei mir ein mulmiges Gefühl aufkommen.
Die Gedanken des Täters und die eines weiteren männlichen Opfers lassen mich immer mal wieder tief in die kranke Psyche des wahngesteuerten Täters blicken und lassen mich ratlos und entsetzt zurück.
Ich habe lange nicht verstanden oder geahnt, wohin die Reise geht und konnte die vielen kleinen Zeichen, die es immer wieder gab, nicht lesen. Erst zum Schluss löst sich alles schlüssig und nachvollziehbar auf und lässt mich zufrieden zurück.

Fazit:
Ein superspannender Jugendthriller, den ich aber auch jedem Erwachsenen empfehlen kann. Der mich beim Lesen gehalten hat bis zu einem Ende, dass ich so nicht erwartet habe. Und einem Thema, mit dem wir leider heute immer wieder mal in Berührung kommen: Fremdenhass und religiöser Wahn.
Absolut lesenswert!