Die Schatten der Vergangenheit

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throki Avatar

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In dem Buch geht es um zwei Menschen, die im Mühlviertel in Österreich leben bzw. gelebt haben. Abwechselnd wird ihr Leben erzählt.
Franz ist ein alter Bauer, der als dritter Sohn den Hof übernehmen musste, nachdem seine beiden älteren Brüder im 2. Weltkrieg gefallen sind. Ihn plagen große Schuldgefühle, weil er seine kleine Schwester Elfi nicht beschützen konnte. Nach einer Hirnhautentzündung war sie behindert und galt in der Nazizeit als "unwertes" Leben. Sie starb unter mysteriösen Umständen in einem Heim.
Astrid ist die Enkelin von Franz, sie ist Biologin und eine Einzelgängerin mit wenig Kontakten. Nur zu ihrem Großvater hat sie eine enge Beziehung und sie tauschen sich immer wieder aus.
Für beide ist die Vergangenheit problematisch, es ist, als würde die Nazizeit immer noch nachwirken. Auch Astrids Mutter ist traumatisiert, die war ein ungeliebtes Kind und ist putzsüchtig. Ihr Bruder dagegen stellt immer wieder Fragen nach der Vergangenheit, doch Franz schweigt lange.
Erst als Franz ganz langsam beginnt die Geschichte seiner Familie aufzuarbeiten, die schlimmen Erinnerungen zulässt und die Kraft findet darüber zu sprechen, lösen sich die Spannungen.
Das Buch hat mich sehr berührt. Es ist wunderbar geschrieben, obwohl ich als Norddeutscher ein paar Probleme mit dem Mühlviertel-Dialekt hatte, in dem einige Sätze geschrieben sind. Aber aus den Zusammenhängen war alles verständlich. Der Dialekt trägt auch zur authentischen Erzählung bei.
Es ist sehr gut nachvollziehbar, dass sich die Vergangenheit über Generationen hinweg auf das Leben der Menschen auswirkt und immer noch ihre bösen Schatten hinterlässt.
Dafür hat Elisabeth Schmidauer eine wunderbare Form gefunden, die keinen Leser kalt lässt.