Einfühlsam traurig

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kalli Avatar

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Fanzi wächst im Waldviertel in Österreich auf einem Bauernhof auf, zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Sein Vater ist herrisch, grob und drangsaliert seine Familie, seine Mutter leidet, aber kann das Unglück auch nicht kompensieren. Die zwei großen Brüder müssen in den Krieg ziehen, so dass Franz sich umso mehr seiner kleinen Schwester Elfi widmet, sie versucht zu schützen.
Fanzi ist ein Roman, der durch seine besondere Sprache berührt. Während die Fanzi-Kapitel häufig kurz, kindlich-naiv, abgehackt klingen, geht die kindliche Traurigkeit, Hilflosigkeit, Einsamkeit direkt auf den:die Leser:in über. In den Astrid-Kapiteln, die seine Enkelin als Protagonistin zeigen, hört man hingegen die gefasste, reflektierte, intellektuelle innere Stimme seiner Enkelin.
Dieser sprachliche Kontrast zwischen karger kindlicher Armut auf der einen und überquellenden Reflektionen auf der anderen Seite gehen mir nah und verstärken das Mitgefühl für die geschilderten grausamen Erlebnisse.

Fanzi ist dennoch etwas schwer zu erfassen, da vieles nur angedeutet wird und die Einordnung durch den:die Leser:in selbst geschaffen werden muss. So liest man und stochert dabei länger mal im Dunkeln. Nichts für eine schnelle Lektüre, nein, hier werden Nerven und Ausdauer gebraucht.