Schuldteilhabe

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wilde hummel 1 Avatar

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Das Buchcover zeigt ein altes Foto von einem jungen Mann, der sinnierend in einer Wiese sitzt und in die Ferne blickt oder zurück. Elisabeth Schmidauer geht in ihrem Roman Fanzi vom Heute abwechselnd immer wieder erinnernd zurück in die Zeit des Naziregimes. Eine Bauernfamilie in Österreich, nahe Linz, der Vater als Patriarch alles bestimmend, die Mutter arbeitet schwer in der Landwirtschaft und kann sich nur begrenzt um die Kinder kümmern. Leonhard und Toni sind die älteren Brüder von Franz und Elfi kommt als letztes Kind auf die Welt. Elfi ist die ganze Liebe von Franz und weil Elfi noch kein r sprachen kann, wird Franz eben zu Fanzi. Die großen Brüder sollen einmal den Hof übernehmen, müssen jedoch als Soldaten in den Krieg gehen, aus dem sie nicht mehr zurückkehren. In dieser schönen Landschaft vollzieht sich die volle Hässlichkeit des Nationalsozialismus. Der Nazilehrer, der den Übermenschen und Untermenschen propangiert, das Jungvolk, das begeistert marschiert und die Hetzjagd auf flüchtende Kriegsgefangene. Und die 7-jährige Elfie, die nach einer Hirnhautentzündung geistig behindert ist und die der Vater in die Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart bringt. Franz verschließt sich und erst sein Sohn und die Enkelin Astrid fordern sein Erzählen ein. Ein erschütterndes Buch über die Greuel in der Zeit des Nationalsozialismus, das Wissen von und die aktive Beteiligung der 'ganz normalen Nachbarn' an menschenverachtenden Grausamkeiten und die eigene Schuld, die als schweigende Last auf die nächste Generation übergeht - ein Buch gegen das Vergessen und die eigene Verantwortung in unmenschlichen Zeiten. Am Schluss des Buches sind die langen Listen der ermordeten Kinder und Jugendlichen, die auf Grund ihrer Behinderung ausgelöscht wurden und sie machen den Wahnsinn so deutlich, dass man schreien möchte und weinen muss.