Kölscher Mittelmaßkrimi mit Schwächen

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scylla Avatar

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Nach Beenden dieses Buches bin ich leider etwas enttäuscht. Der kurzgefasste Inhalt ist folgender: In einer Karnevalsnacht wird nahe der Kirche Sankt Pantaleon in Köln ein als Priester verkleideter Mann ermordet. Nach einiger Zeit geschieht ein weiterer Mord, diesmal an einem echten Priester und auf die gleiche Art und Weise. Diese Morde gilt es von der Soko Priester aufzuklären. Als Nebenhandlung wird die Geschichte des Grufti-Mädchens Bat erzählt, das den Tod ihrer besten Freundin Jana aufklären will. Außerdem wird die durch eine vorhergegangene Ermittlung schwer traumatisierte Kommissarin Judith Krieger aus dem Krankenhaus entlassen, die später wieder zu den Ermittlern stößt.

 

Anfangs liest sich das Buch sehr spannend und auch der Ansatz mit dem Grufti-Mädchen Bat ist sehr interessant. Ab dem Teil 3 flacht die Spannung aber immer mehr ab. Die Ermittlungen kommen absolut nicht voran, alles dreht sich im Kreis. Immer wieder dieselben Personen, Orte, Themen und Probleme, nur keine Lösungen. Manchmal gleichen sich sogar die Gespräche der Personen, sie werden immer und immer wieder geführt. Dadurch wird alles sehr langatmig. Auch die 5 verschiedenen Perspektiven, aus denen zeitweise erzählt wird, machen die Handlung nicht spannender, sondern tragen noch eher zur Wiederholung bei.

Die eigentliche Mordermittlung wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt und man erfährt fast nur noch etwas über Judith Kriegers traumatische Erfahrungen, die aus ihrem letzten Einsatz resultieren. Als Nichtkenner der Krieger-Korzilius-Reihe kann man damit aber nicht viel anfangen, weil man noch nicht mal weis, was eigentlich genau vorgefallen ist. Die Informationen werden zwar nach und nach dichter, trotzdem sind die endlosen (und meist immer wieder gleichen) Einblicke in Judith Kriegers Trauma und ihre Probleme ein bisschen übertrieben und langweilig. Vor allem aber deshalb, weil sie in keiner besonderen Verbindung zum derzeitigen Fall stehen.

An Verbindungen und Verhältnismäßigkeiten hapert es auch noch an anderen Stellen. Man merkt ganz genau, dass die Autorin viele gute Einfälle hatte, die sie in diesem Buch mit verarbeiten wollte, aber leider ist die Verknüpfung mit dem Gesamtgeschehen meist nicht so gut gelungen. Die Ansätze sind gut, die Umsetzung leider weniger. So ist das Buch irgendwie mehr die Summe vieler einzelner Ideen und Beziehungen, die aber nicht richtig zusammen passen. Der Handlungsstrang mit Bat ist beispielsweise sehr interessant und spannend, er verläuft zum Ende hin aber plötzlich im Sande. Da wäre definitiv viel mehr drin gewesen.

Das Ende ist ein besonders heikler Punkt des Buches. Da die Geschichte sich von Anfang an nur um eine handvoll Personen dreht, die immer und immer wieder befragt werden, ist es kaum verwunderlich, dass das Ende keine großen Überraschungen mehr bereit hält. Das Mordmotiv, das für den Täter präsentiert wird, ist noch einleuchtend, die Motive für die anderen Taten wirken jedoch an den Haaren herbeigezogen und mehr als unglaubwürdig.

Das Buch kann am Ende weder durch die Handlung noch durch die Figuren richtig überzeugen. Man erfährt insgesamt wenig über die einzelnen Personen, die einzigen, die etwas mehr Farbe bekommen sind Manni und Bat. Anderen Personen wirken durch ihre etwas nervigen Charakterzüge eher unsympathisch. Auch die Bezeichnung „die Krieger“ für Judith Krieger finde ich mehr als unangemessen. Sie wirkt auf mich oberflächlich und abwertend und macht eine Hauptperson nicht gerade sympathischer.

 

Fazit: Echte Fans von Gisa Klönne werden an diesem Buch sicher Freude finden, denn es liest sich schnell und einfach und ist am Anfang sehr spannend. Ich werde dieser Fangemeinde jedoch nicht beitreten können. Für mich hat das Buch einfach zu viele Schwachpunkte, als das ich es richtig hätte genießen können und der verpatzte Schluss hinterlässt für mich einfach einen zu negativen Eindruck.