Priestermord

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buecherfan.wit Avatar

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Mit “Farben der Schuld” legt Gisa Klönne den vierten Roman aus der Serie um die Ermittler Manni Korzilius und seine Kollegin Hauptkommissarin Judith Krieger vor. Der neue Fall beginnt nur wenige Wochen nach Abschluss des vorhergehenden - “Nacht ohne Schatten “- , und Judith Krieger leidet noch stark unter den physischen und psychischen Folgen. Sie hat nur knapp überlebt und in Notwehr einen Mann getötet. Obwohl sie noch krankgeschrieben ist, nimmt sie die Arbeit wieder auf, denn die Sonderkommission “Priester” braucht dringend personelleVerstärkung.

Folgendes ist passiert: am Ende des Karnevals wird in Köln in der Nähe der Kirche Sankt Pantaleon die Leiche eines Mannes in Priesterkleidung gefunden. Er wurde mit einem Schwert getötet. Später stellt sich heraus, dass der Ermordete in Wirklichkeit Arzt ist. Dann geschieht ein zweiter Mord, und dieses Mal trifft es wirklich einen Priester, Georg Röttgens, den Chef der Telefonseelsorge. Lange ermittelt die Kripo ohne Ergebnis, denn das Motiv ist völlig unklar. Hasst der Täter die katholische Kirche so sehr, dass er ihre Repräsentanten tötet, oder gibt es persönliche Gründe für den Mord? Die katholische Kirche mauert, gibt keine Informationen preis, obwohl mit Hartmut Warnholz, dem Freund und Mentor des Toten, ein weiterer Priester als gefährdet gelten muss. Hier liegt auch die Verbindung zu einem zweiten Handlungsstrang um Ruth Sollner, die bei der Telefonseelsorge arbeitet, und ihre Tochter Beatrice genannt Bat, die dort putzt. Beatrice gehört zur Grufti-Szene und ist ausgesprochen rebellisch. Auf der Suche nach ihrer zwei Jahre zuvor angeblich durch Selbstmord umgekommenen Freundin Jana gerät sie selbst in Lebensgefahr.

Gisa Klönne hat wieder einen sehr lesenswerten Roman vorgelegt, indem nicht nur die Lösung eines Falls eine Rolle spielt, sondern auch die privaten Schicksale. Alle haben persönliche Probleme: Judith Krieger wegen ihrer Schuldgefühle, wegen der nächtlichen Panikattacken und der offiziellen Untersuchung ihres folgenschweren Alleingangs im vorhergehenden Fall, Manni Korzilius mit seinen Beziehungsproblemen, Ruth in ihrer prekären finanziellen Situation und ihrer Sorge um die wegen ihres Umgangs gefährdete Tochter. Alle Figuren sind sorgfältig charakterisiert und differenziert, die Darstellung wirkt absolut glaubwürdig. Der Leser bekommt Lust, die ganze Serie zu lesen. Für mich gehört Gisa Klönne auf jeden Fall in der deutschen Krimiszene zu den Besten.