Schuldige Priester

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theresia626 Avatar

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In der Karnevalszeit ist nach dem Volksglauben die Stunde nach Mitternacht, also der Übergang zum Aschermittwoch, die Stunde der Abrechnung. Das närrische Volk reißt die Strohpuppen von den Fassaden der Kneipen und verbrennt sie, läßt sie für alle Sünden büßen. Das ist auch der Zeitpunkt des Mordes an einem vermeintlichen Priester, der vor der romanischen Kirche Sankt Pantaleon in Köln gefunden wird. Ihm wurde von einem Ritter, so ein Zeuge, ein Schwert in die Brust gerammt. Neben ihm auf den Kirchenstufen eine Botschaft: Mörder. Für welche Sünde mußte er sterben? Kurz darauf passiert ein zweiter Mord, diesmal ist das Opfer wirklich ein Priester. Er arbeitete bei der Telefonseelsorge und wieder steht neben ihm das Wort „Mörder“. Die extra dafür eingerichtete „Soko Priester“ stößt bei ihren Recherchen in der katholischen Kirche auf eine Mauer des Schweigens. Zum einen sind die Mitarbeiter in der Telefonseelsorge nicht zu Auskünften bereit, zum anderen ist einem Priester das Beichtgeheimnis wichtiger als sein Leben. Pikant wird der Fall, als die ehrgeizige und akribische russische Pathologin ein wichtiges Indiz aus der Vergangenheit der Ermordeten entdeckt.

Ein Polizist der getötet hat, verliert seine Unschuld. Hauptkommissarin Judith Krieger, die oft den richtigen Instinkt bewiesen und bei ihrem letzten Fall die Distanz verloren hat, sich verrannt und sich sämtlichen Anweisungen widersetzt hat, entläßt sich auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus. Sie wendet sich an Pfarrer Warnholz, der als Notfallseelsorger für die Polizei und als Supervisor für die Telefonseelsorge arbeitet und wird schneller in den aktuellen Fall hineingezogen, als ihr lieb ist. Bei der Telefonseelsorge arbeitet Beas arbeitslose und unter Geldsorgen leidende Mutter Ruth Sollner. Diese hat über ihre Tochter keine Macht mehr, sie ist ihr entglitten und in die Grufti-Szene abgedriftet. Bea trauert um ihre Freundin Jana und will auf eigene Faust deren Mörder suchen. Daß Jana sich vor zwei Jahren freiwillig vor einen Zug geworfen hat, kann und will sie nicht glauben. Nach Hause kommt Bea nur noch wegen ihres Chamäleons. Das Tier war ihr größter Wunsch und ein Geschenk ihres Vaters, der die Familie verlassen hat. Was hat sich Bea dabei gedacht, als sie sich ein Chamäleon wünschte?

Für ihren Kriminalroman „Nacht ohne Schatten“ wurde Gisa Klönne mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Nominiert für diese Auszeichnung war sie schon für ihren Debütroman „Der Wald ist Schweigen“. Der Kriminalroman „Farben der Schuld“ ist die Fortsetzung des preisgekrönten Werkes und der vierte Roman mit der Kölner Hauptkommissarin Judith Krieger. Ich habe relativ schnell den Einstieg in den Kriminalroman gefunden, Band 1-3 kenne ich nicht. Der 4. Band zeichnet sich durch sehr gut charakterisierte Protagonisten aus. Zum einen Judith, die sich von ihrem letzten Fall noch nicht richtig erholt hat und immer noch krankgeschrieben ist, zum anderen Manni Korzilius, der mit der katholischen Kirche auf keinem guten Fuß steht. Geschickt verknüpft die Autorin die beiden Erzählstränge um das kahlgeschorene, schwarz gekleidete Gothic-Girl und die ermordeten Priester. Gisa Klönne ist ein interessanter, vielfarbiger - so wie Beas Chamäleon – Kriminalroman gelungen, der gut recherchiert und von der Autorin hervorragend umgesetzt wurde. Es geht um „Schuld – Sühne – Mord“ (S. 143), Rache und Glauben. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und freue mich auf ihr nächstes Buch „Nichts als Erlösung“.