Welche Farben hat Schuld?

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Der Krimi beginnt mit vier parallelen Handlungssträngen,
die erst sehr spät zusammengeführt werden.
Die Handlung wird mit Datum fortlaufend weitergeführt und erstreckt sich über 10 Tage.
Vermutlich im Jahr 2006.
Die in der Werbung hervorgehobenen Punkte Köln und Karneval kommen nur unbedeutend vor.
Es könnte eigentlich überall spielen.

Mit zunehmender Spannung kommt es dann zu einer Auflösung des Falles, die
für mich nicht logisch und eher enttäuschend ist.

Die in der Gegenwart erzählte Handlung bedient sich vornehmlich kurzer Sätze.
Die Sprache ist schlicht, völlig humorlos, es werden Markennamen verwendet.
Sätze wie "Ein einigermaßen ruhiger Plastiktisch" erzeugen bei mir Fassungslosigkeit.
Wo ist der Lektor?
Auch faktisch falsche Dinge könnten durch sorgfältigeres Überarbeiten
vermieden werden: Es gibt keine Petersberger Str, wohl aber eine Petersbergstr. in Köln.
Und Usambaraveilchen im Februar auf einem Grab?! Hier waren sicher Alpenveilchen gemeint.

Die Akteure versinken immer wieder in längere Gedankespiele, in den sie sich
an die Vergangenheit erinnern und sich Fragen über Fragen stellen.
Die ermittelnden Personen sowie zwei weitere Hauptcharaktere sind meistens am Rand der Erschöpfung,
in Schweiß gebadet, brechen oder brechen zusammen.
Die Kommissarin raucht wie ein Schlot, sie hat an einem Trauma durch eine vergangene lebensbedrohliche Situation zu knabbern - und vermutlich bald auch an Lungenkrebs.
Die Problematik von ihren Vätern verlassener Kinder in allen Variationen ist sehr dominant.
Die Kirche wird sehr kritisch gesehen, auch in diesem Zusammenhang.
Japanische Kampfkunst, ein Chamäleon, Tarot sowie jeweils neu knospende Beziehungen
der Kommissare füllen den Krimi zu unnötiger Länge
Die anscheinend inzwischen unvermeidlichen Szenen in der Pathologie
geraten nahezu pervers.

Mein Resümee
Zeitgeistüberfrachtete Story, teilweise auch spannend, die die Personen trotz ausführlicher individueller Ausschmückung seltsam flach und farblos scheinen läßt.
Vermutlich gut geeignet als Vorlage für einen dieser 0815-Tatortkrimis, wo die Kommissare die Hälfte der Zeit in therapeutischen Sitzungen wegen Burnout Syndrom stecken.

Apropos Farbe, den Titel Farben der Schuld - nicht zu verwechseln mit Farbe der Schuld von R. Rose von 2005 - kann ich nicht schlüssig deuten.
Es kommen schwarze Soutanen vor, ein Chamäleon, lila Sofas, weiße Sofas, grüne Wände, rote Gummistiefel, schwarz-bunte Punks, nicht zu vergessen, die rote Schrift "Mörder" am Tatort
Welche Farben hat Schuld?