Die beste Klavierspielerin der Welt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
meikymeik Avatar

Von

„Nannerl brauchte das Musizieren ebenso sehr wie die Sonne oder die Luft zum Atmen.“

1766: Nach dreieinhalb Jahren voller Konzerte in ganz Europa kommen die 15-jährige Maria Anna "Nannerl" und ihr kleiner Bruder Wolfgang "Wolferl" mit ihren Eltern wieder Zuhause in Salzburg an. Sie haben in London, Versailles und anderen europäischen Städten vor Ludwig XV., der österreichischen Kaiserin und anderen großen wichtigen Persönlichkeiten Klavier gespielt. Während Wolfgang Zuhause eigene Klavierstücke komponiert, muss sie selber sich im Sticken und anderer Handarbeit üben, was so gar nicht ihre Lieblingsbeschäftigung ist. Sie liebt die Musik. Doch auf der nächsten Reise nach Wien verbietet ihr Vater neben Wolfgang aufzutreten und zu spielen um auf seinem Weg zum Musiker nicht mehr im Weg zu stehen.

Während Wolfgang durch Europa tourt und vom Vater gefördert und gefordert wird, muss Nannerl als junge Frau trotz ihres ebenfalls großen Talents zuhause bleiben, unterrichtet im Klavierspielen, besucht mit ihrer Freundin Katharina Tanzbälle und malt sich aus, wie anders ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie als Junge geboren wäre.
Man kann Nannerls Verbitterung und Enttäuschung regelrecht spüren und leidet mit ihr mit. Niemand wird gerne abgelehnt und weggeschickt, besonders wenn es keinen nachvollziehbaren Grund dafür gibt. Nannerl übt jeden Tag und perfektioniert ihr Klavier- und Geigenspielen. Sie konnte sich ein Leben ohne Musik nicht vorstellen. Doch gegen den Vater als ihr Vormund konnte man zu der damaligen Zeit nicht das Wort erheben, war sie doch auch abhängig von ihrer Familie. Man selbst wird traurig und wütend über Wolfgangs Umgang mit Geld und dass Nannerl unter seinen Schulden leiden, gar für sie aufkommen muss und Wolfgang das nicht kümmert und wertschätzen kann.

Man kann sich kaum vorstellen, wie das Leben damals war. Was damals modern und normal war: Männer trugen weiße oder graue Perücken und niemand wusch sich richtig mit Wasser, sondern legte einfach nur mehr und mehr Parfum auf um den eigenen Geruch zu überdecken.
Beate Maly hat diese Zeit mit ihrer halb schmutzigen, halb imposanten Atmosphäre des Salzburgs im 18. Jahrhundert sehr gut eingefangen. Man taucht schnell in die Geschichte ein und kommt im Leben von Nannerl an. Man kann sich alles bildlich vor Augen vorstellen. Zwischendurch liest es sich sogar so spannend wie ein Krimi und an anderer Stelle spürt man die Gefühle und die Leidenschaft junger Liebe.

Ich liebe die Buchreihe „Ikonen ihrer Zeit“ und finde auch diese Geschichte sehr schön. Man kennt nur grob das Leben des berühmten Wolfgang Mozarts, aber von dem seiner großen Schwester hat man noch nie gehört, obwohl so viel dahinter steckt. Toll, dass Beate Maly dieses so spannend, schön und mit Suchtpotenzial hier aufgeschrieben hat!