Ein Frauenschicksal: weder Liebe noch Karriere

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miltonia 01 Avatar

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Das Buch ist keine Biographie und enthält reichlich künstlerische Freiheit, liest sich aber vielleicht gerade deswegen sehr leicht und unterhaltsam.

Nannerl Mozart ist die ältere Schwester des berühmten Wolfgang Amadeus Mozart, obwohl sie eine sehr talentierte Klavierspielerin war, stand sie immer im Schatten ihres Bruders. Und da zeigt sich die ganze Tragik eines Frauenlebens der damaligen Zeit, auch mit großem Talent ist als Frau keine große Karriere möglich, ist der potentielle Ehekandidat nicht wohlhabend, wird es auch nichts mit der Erfüllung der Liebe. Und genauso ergeht es auch Nannerl.

Sie muss alsbald auf die geliebten Konzertreisen verzichten, ihr Vater setzt sie wissentlich der Gefahr der Blattern aus und schützt nur seinen Sohn, sie opfert ihre kleinen Einkünfte als Klavierlehrerin mehr oder minder begabter Töchter aus besserem Haus dem verschwenderischen Bruder und opfert nicht zuletzt auch ihre große Liebe und heiratet einen anderen Mann, um die Schulden ihrer Familie begleichen zu können. Letztes kommt mir besonders bitter, denn das Eheleben mit dem wohlhabenden Witwer und Vater diverser Kinder ist sehr anstrengend und nicht glücklich.

Was ihr der Bruder auch nicht dankt, denn Wolfgang wird recht übereinstimmend als sehr egozentrisch, unemphatisch und verschwenderisch beschrieben, auch seine Ehefrau Constanze hat unter seinen diversen finanziellen und amourösen Eskapaden sehr zu leiden.

Zumindest im Buch findet Nannerl schlussendlich doch noch ein kleines Stück Liebe, ob es wirklich so war, werden wir nicht mehr erfahren.

Und ich bin wieder mal sehr froh, in der Gegenwart in Mitteleuropa zu leben, in der die Frauen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen können, nicht von Vater und Ehemann abhängig sein müssen, ihre Talente ausleben können und nicht zuletzt auch eine wesentlich bessere medizinische Versorgung erhalten. Was sie aus den Möglichkeiten machen, ist von jeder Frau selbst abhängig und das ist ein großes Glück.

Schon allein für dieses Fazit lohnt das Lesen des Buches, für einen Blick auf eine interessante Frau noch einmal, deswegen von mir sehr gute 4 Sterne.