Im Schatten des berühmten Bruders

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1751 wird Nannerl Mozart als 4. Kind des Ehepaares Mozart geboren. Die älteren Geschwister sind alle im 1. Lebensjahr verstorben. Nannerl ist eine begabte Pianistin und wird wie ihr Bruder Wolfgang von ihrem Vater unterrichtet. Gemeinsam reist die Familie durch Europa und Nannerl feiert an Wolfgangs Seite Triumphe. Das ändert sich mit ihrem 15. Lebensjahr. Sie darf nur noch im kleinen Rahmen in Salzburg auftreten , während Wolfgang weiter zu Gast in den großen Metropolen ist.
Wie zu der Zeit üblich, soll Nannerl gut verheiratet werden. Liebe spielt keine Rolle. Per Zufall lernt Nannerl den Internatsleiter Ippold kennen. Die Liebe scheint aus wirtschaftlichen Gründen aussichtslos.
Da die Familie hohe Schulden drücken, nicht zuletzt wegen Wolfgangs ausschweifenden Lebenswandel, gibt Nannerl Klavierstunden. Diese Einkünfte reichen bei weitem nicht, um die Not zu lindern. Als der Verlust der elterlichen Wohnung droht, scheint die einzige Rettung Nannerls Heirat mit einem vermögenden Mann.
Die Autorin zeichnet ein eher düsteres, aber realistisches Bild der damaligen Zeit, wenn man die Lebensumstände der Frauen betrachtet.
Nannerl war völlig von ihrem Vater abhängig. Sein Wort war für sie Gesetz. Während Wolfgang ein selbst bestimmtes Leben und den Erfolg genießt, bleibt sie in Salzburg, ohne die Möglichkeit ihre Talente ins rechte Licht zu rücken.
Als sie sich in Ippold verliebt, können sie sich nur heimlich treffen. Die Gefahr wegen unsittlichen Verhalten angezeigt und an den Pranger gestellt zu werden, ist all zu real - allerdings nur für sie.
Verzicht prägt Nannerls Leben, auch in materieller Hinsicht.
Zwei Dinge haben mich besonders beeindruckt. Zum einen, dass Nannerl ihre Situation beinahe klaglos hinnimmt und nicht aufbegehrt. Zum anderen fand ich es erstaunlich, dass sie trotz des rücksichtslosen Benehmen ihres Bruder immer eine vehemente Verfechterin seiner Musik war.
Mich hat die Geschichte stark berührt. Welch ein Leben im Glanz hätte Nannerl mit ihrer Begabung 200 Jahre später führen können. Ihr Fehler lag darin , eine Frau zu sein. Die Autorin hat das anschaulich mit viel historischen Details und Empathie für Nannerl mir als Leserin nahe gebracht.