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mary-sophie Avatar

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Handlung
Salzburg 1766
Maria Anna Mozart, liebevoll Nannerl genannt, hat eine große Liebe: Die Musik. Dagegen kam bisher kein Mann an, obwohl sie zahlreiche Verehrer besitzt. Doch niemand konnte bisher dasselbe Glücksgefühl bei Nannerl hervorrufen, wie es die Musik tut und das Gefühl, zusammen mit ihrem Bruder Wolfgang Amadeus an den vornehmsten Höfen Europas Klavier zu spielen. Allerdings findet das ein jähes Ende, es gilt für eine junge Dame als unziemlich, dieser Tätigkeit nachzugehen.
Und auch die Liebe gestaltet sich für Nannerl als schwierig. Franz Armand d’Ippold ist nicht die beste Partie, zudem kämpfen die Mozarts mit Schulden, sodass eine reine Liebesheirat nicht möglich ist...

Meinung
Ich mag das Cover. Es orientiert sich in seiner Gestaltung leicht an den anderen Bänden der Reihe und ist äußerst ansprechend. Der obere Teil wird vom Himmel, sowie dem Titel des Buches dominiert auf diese Weise ist er auffällig und sticht heraus. In der unteren Hälfte sieht man einen Teil von Salzburg, sowie eine junge Dame, die sich auf einem Platz befindet. Sie ist der Handlungszeit entsprechend gekleidet und stellt Nannerl dar. Es wird also schon beim Cover auf die Geschichte Bezug genommen, was ich sehr mag. Insgesamt ergibt sich ein ansprechendes und stimmiges Cover!

Von der Reihe 'Ikonen ihrer Zeit' habe ich bisher jeden Teil gelesen und sehr gemocht. Und weil ich so einen guten Eindruck davon hatte und mich die Inhaltsangabe dieser neuen Geschichte direkt in ihren Bann gezogen hat, musste das Buch einfach auf meine Wunschliste. Ich muss ehrlich zugeben, dass mir die Schwester von W. A. Mozart bisher komplett unbekannt ist, ich glaube nicht, dass ich ihren Namen schon einmal gehört habe. Ihre Person, als auch die Darstellung von der Handlungszeit und ihrem berühmten Bruder hat mich neugierig gemacht, weshalb ich mich riesig gefreut habe, das Buch als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an den Ullstein Verlag!

Vor dem Lesen ist mir direkt ein Details ins Auge gefallen, was ich im Folgenden sehr geschätzt habe. Zum Start neuer Kapitel erfährt man stets den Handlungsort, als auch den Monat und das Jahr indem die folgenden Seiten spielen. So hat man zeitlich immer einen sehr guten Überblick, zudem war dieses Detail unheimlich wichtig, da im Verlauf der Geschichte schließlich 19 Jahre vergehen (den Prolog von 1751 nicht mit eingerechnet, weil die Haupthandlung erst 1766 einsetzt). Es wäre also schnell die Gefahr dagewesen, dass man als Leser im Dunkeln tappt und sich zeitlich verliert. So bekommt die Handlung einen guten Rahmen, den ich als sehr nützlich empfand!

Ich bin locker flockig in die Geschichte reingekommen und konnte mich problemlos auf diese einlassen. Sowohl die Figuren, als auch die Ausgangssituation erhielt eine bildreiche Beschreibung, vor allem das Setting konnte ich mir ziemlich gut vorstellen. Mir hat es auch gut gefallen, dass man wenige Informationen über das Familienleben der Mozarts erhält.
An sich mochte ich die Ausdrucksweise der Autorin gern. Sie hat mit einfachen Worten die Situationen entstehen lassen, welche ich mir gut vorstellen konnte. Dafür wurde eine leicht verständliche Schreibweise genutzt, die sich flüssig hat lesen lassen. Ich bin schnell durch die Geschichte gekommen und hatte das Buch mit seinen 400 Seiten innerhalb von knapp drei Tagen ausgelesen.
Bei der Sprache hat es mir an Tiefe gefehlt. Es wurden solide Bilder gezeichnet, aber man erhielt nur wenige Informationen darüber, wie die Gefühle, Gedanken und Hoffnungen der Figuren aussehen. Dadurch blieben einige Aspekte recht oberflächlich und ich konnte zu keiner Figur einen Zugang finden. Sie waren schlicht gezeichnet, lediglich Wolfgang Amadeus hat ein paar Facetten von sich gezeigt, die anderen Personen zeigten sich nur aus einer Perspektive und blieben daher einseitig und auch etwas vorhersehbar.
Mir hat es richtig gut gefallen, wir das Buch einen Kreislauf umschließt. Der Prolog und der Epilog gehen Hand in Hand einher, das Ende nimmt auf den Anfang Bezug und ich empfand das einfach als richtig schön. Ich habe dadurch den Roman mit einem Lächeln beiseite gelegt und war mit diesem Abschluss sehr zufrieden!

Es war nur äußerst wenig Stimmung vorhanden. Diese habe ich vor allem im Zusammenhang mit Wolfgang Amadeus wahrgenommen. Es war faszinierend zu sehen, wie er sich im Buch verhalten hat, wie er mit seiner Familie umgegangen ist und wie er vor allem das Geld als etwas selbstverständliches angesehen hat. Ihn habe ich daher auch kritisch betrachtet und habe teilweise Wut auf ihn empfunden. Daher fand ich es schade, dass allen voran seine Schwester ihm nicht mal die Meinung gesagt hat sondern Nannerl immer die Fassung bewahrt hat. Mir hätte es wirklich richtig gut gefallen, wenn sie mal offen gesagt hätte, was sie denkt und ihren Bruder dadurch in die Schranken weist. Ich glaube, dass hätte auch der Stimmung gut getan.

Die Spannung war in einem guten Maß vorhanden. Sie war mal mehr, mal weniger vorhanden und befand sich dadurch auf einem soliden Niveau. Ab und an war die Geschichte zwar ein wenig vorhersehbar, letztendlich kamen die letzten Entscheidungen Nannerls, die auf den ungefähr 50 finalen Seiten getroffen werden, doch überraschend und hier konnte sie mich richtig verblüffen und es wurde plötzlich richtig spannend. Ich hätte nicht damit gerechnet, wie sie ihre sich plötzlich entwickelt und einfach mal ihrem Willen nachgeht. Irgendwie mochte ich es, auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht immer gutheiße.

Anhand der Kleidung und populärer Frisuren zur Handlungszeit, aber auch der Geschichte über den Erfolg und das Können der Mozart-Kinder, sowie durch einige historische Details erhält man als Leser ein gutes Abbild der Zeit. Man kann schauen, was die Figuren bewegt hat, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten und was ihre alltäglichen Aufgaben waren. Man merkt zudem, dass die Autorin sich ausführlich über die Zeit zwischen 1766 und 1784, aber auch über die Familie Mozart informiert und ihr Wissen angenehm an den Leser bringen kann.

Ich hatte ja bereits mal erwähnt, dass ich mir das Setting gut vorstellen kann. Egal, wo sich die Familie, allen voran Nannerl, aufgehalten hat, von jedem Raum, jedem Haus und auch der Landschaft hatte ich lebendige und mal mehr, mal weniger farbenfrohe Bilder vor Augen. Und weil ich mir auch die Figuren bei ihren Handlungen vorstellen konnte, lief die Handlung teilweise wie ein Film in meinem Kopf ab. Das hat natürlich immer seinen ganz eigenen Reiz, der am Ende einen starken Eindruck hinterlässt.

Bei den Figuren wurde sich auf eine recht geringe Anzahl beschränkt. Im Mittelpunkt steht die Familie Mozart, dazu gibt es nur noch wenige weitere Charaktere die von Bedeutung sind und die wiederholt auftreten. Dadurch haben fast durchweg alle Personen eine gute Zeichnung erhalten, sie sind interessant und einmalig dargestellt, viele Protagonisten empfand ich als freundlich, aber keiner war mir so richtig sympathisch.
Im besonderen Fokus steht Nannerl. Ihre Entwicklung, als auch die ihres Bruders, lässt sich richtig gut verfolgen. Man kann schauen, wie sie sich über 19 Jahre entwickeln und wie sich ihre Charaktere formen. Bei Nannerl mochte ich es, was für fortschrittliche Überlegungen sie teils geäußert hat und wie freundlich sie stets aufgetreten ist. Sie hat nie die Fassung verloren und hatte durchweg ein gelassenes Auftreten. Ich hätte mir allerdings bei ihr gewünscht, dass sie mehrere Facetten zeigt, verschiedene Stimmungen offenbart und sich dadurch in ihrem Auftreten, aber auch charakterlich stärker zeigt.

Fazit
Von Beate Maly habe ich bereits zwei Werke gelesen, die ich als wirklich gut empfand. Daher hatte ich natürlich große Hoffnungen, dass mich auch dieser Roman überzeugen kann. Und das hat er, auch wenn ich ihn nicht als perfekt einstufe. Vor allem mit der leichten Sprache, aber auch der Darstellung des Settings und den historischen Hintergründen kann das Werk bei mir punkten, die Darstellung der Figuren, als auch der fehlende Tiefgang ist meiner Meinung nach nicht ganz ausgereift. Im Gesamten betrachtet hatte ich interessante, unterhaltsame und auch lehrreiche Lesestunden mit dem Buch, die Geschichte von Nannerl wird anschaulich beschrieben und ihre Person hinterlässt bei mir Eindruck.