Lesenswerter biografischer Roman

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matheelfe Avatar

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„...Noch weiter dahinter ragte der Untersberg in den grauen Himmel. Sein Gipfel verschwand in den Wolken. Zahlreiche Sagen und Mythen rankten sich um den Hausberg der Salzburger. Nannerl kannte sie alle...“

Maria Anna Mozart, genannt Nannerl, kehrt mit ihrer Familie von einer erfolgreichen Konzertreise zurück nach Salzburg. Wir schreiben das Jahr 1766. Nannerl freut sich auf eine Zeit der Ruhe.
Die Autorin hat eine spannende Lebensgeschichte der Anna Maria Mozart geschrieben. Ich darf die junge Frau einige Jahre begleiten. Es sind entscheidende Jahre für sie.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist ausgefeilt und legt viel Wert auf die Emotionen der Protagonisten.
Nannerl ist 15 Jahre alt. Nach und nach wird ihr klar, dass es für sie kein Leben als Pianistin geben wird. Sie steht im Schatten ihres 10jährigen Bruders Wolfgang. Den will der Vater groß herausbringen. Für dessen Erfolg ist ihm jedes Mittel recht.
Da Familie Mozart Geldsorgen hat, darf Nannerl Klavierunterricht geben. Sehr gut wird dargestellt, dass dies nicht so einfach ist.
Gegen das Regime des Vaters gibt es keine Auflehnung. Er sagt, wo es langgeht.

„...Wer zu den besten Musikern gehören will, muss an sich arbeiten. Talent ist ein Geschenk des Herrn, dass man nicht einfach verfaulen lassen darf wie eine angeschlagene Birne...“

Die Geschwister haben ein gutes Verhältnis zueinander. Wolfgang weiß, dass keiner seine Stücke so vollendet spielen kann wie seine Schwester. Doch so genial Wolfgang als Musiker ist, so unbeholfen ist er in den täglichen Dingen des Lebens und bei dem Umgang mit Geld. Das wirft einen Schatten auf die Beziehung der Geschwister.

„...Immer geht es nur ums Geld, so als sei es das Wichtigste auf der Welt. Es sind bloß hässliche Münzen und sonst gar nichts...“

In Salzburg lernt Nannerl Franz Armand d`Ippold kennen. Zwischen beiden entwickelt sich eine zarte Liebesbeziehung. Franz aber darf in seiner Position nicht heiraten. Das stellt Nannerl eines Tages vor eine schwerwiegende Entscheidung. Sehr tiefgründig und abwechslungsreich sind die Gespräche der beiden. So stellt Franz fest:

„...Wer den Tod auf dem Schlachtfeld erlebt hat und immer noch stolz darauf ist, Soldat zu sein, mit dem stimmt etwas nicht...“

Ab und an blitzen in der Geschichte Gedanken zur Stellung der Frau auf. Nannerl und ihre Freundin Katharina erleben in Salzburg die Auspeitschung von Frauen wegen Unzucht. Katharina wird sehr deutlich:

„...Ich frage mich, was mit herumhurenden Männern passiert? Warum werden die nicht ausgepeitscht?...“

Die Autorin zeichnet ein vielschichtiges Bild von Nannerls Leben unter Einbeziehung der historischen Situation. Damit werden die Leistungen der Künstlerin genauso gewürdigt wie ihr Einsatz für die Familie.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.