Mozart, Salzburg – Nannerl?!

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Mozart, Salzburg – Nannerl?! Ja, da klingelt was, das war doch seine kleine Schwester, oder? Nun also ein Buch über sie …

Nun ja, nicht nur über Nannerl, eigentlich Maria Anna Mozart, aber sie steht im Zentrum: Beginnend mit der Geburt mit einem Sprung zu der Zeit, als sie 15 war mit weiteren Sprüngen, bis ins Jahr 1785. So lernt man eine junge Frau kennen, die umschwärmt von Männern, stets im Schatten ihres (übermächtigen) Bruders stand, obwohl sie selbst kaum weniger begabt war. Denn gemeinsam mit ihm trat auch sie an den Höfen Europas auf, bis sie dem Wunderkind Platz machen muss. Um sich von dieser Enttäuschung abzulenken, zerstreut sie sich in Gesellschaften, lernt einen Mann kennen, in den sie sich verliebt – den sie aber nicht heiraten kann, weil der Gute nicht für die Versorgung seiner Familie „garantieren“ kann. Doch Nannerl will nicht klein beigeben, weder in puncto Musik noch Liebe …

An sich ist die Idee, Maria Anna Mozart eine Geschichte zu widmen, gut. Derartige Frauen gab es in der Geschichte zahlreich und sie spielten eine größere Rolle als man für möglich zu halten vermag. Das Verdienst Malys ist es, diese Welt realer Figuren (fiktiv) auferstehen zu lassen, ihren Lesern zu zeigen, wie männerzentriert unsere Welt vor nicht allzu langer Zeit noch war (wobei sich über die Zeitform trefflich streiten ließe) und wie unmöglich es einer Frau war, zu tun, was sie wollte oder für richtig hielt. Der (vermeintliche) „Jetset“, in dem die Mozarts zu Konzerten unterwegs waren, und ihre gleichzeitigen Existenzängste bilden einen harten Kontrast, waren damals für Künstler aber wohl oft üblich. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, allen voran natürlich Nannerl, die eine echte Kämpferin war und sich auf die ihr eigene Art doch „durchgeboxt“ hat. Es gibt zwar zum Schluss Hinweise darauf, dass die Autorin manche Kleinigkeiten geändert hat, doch inwieweit hier Realität und Fiktion tatsächlich verschwimmen, vermag ich nicht zu beurteilen. Allemal stellt die flüssig geschriebene Geschichte eine spannende Frau vor, die Musik-, Salzburg-, Mozartfans lockere Lesestunden bescheren dürfte. Insofern hätte das Buch für die Idee solide 3,5 Sterne verdient, die ich der doch recht einfach gehaltenen Sprache wegen abrunde (zudem hat man auch nichts Gravierendes verpasst, wenn man das Buch nicht liest).