Geplatzte Träume

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gabriele 60 Avatar

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Über Albert Einstein gibt es viele Bücher. Doch über seine Frau(en) weiß man relativ wenig. Durch dieses Buch hoffte ich nun, diese Wissenslücke zu schließen. Doch das, was ich mir vorgestellt hatte, wurde enttäuscht. Die Autorin hat zwar versucht, sich so weit wie möglich an Fakten bezüglich Daten, Orten und Figuren zu halten, hat sich aber an Stellen, zu denen sie keine Nachweise fand, der reinen Spekulation hingegeben. Dabei gelang es ihr meines Erachtens nur ansatzweise, den Geist der damaligen Zeit einzufangen.

Das Buch ist von einer emanzipierten Frau geschrieben. Auch Mileva Marić, die „es vom hinterwäldlerischen, frauenfeindlichen Serbien in die ausschließlich von Männern bevölkerte Physik- und Mathematiksäle einer Schweizer Hochschule geschafft hatte“ (Seite 360), war emanzipiert. Auf jeden Fall musste sie große Anstrengungen aufbringen, um ihren Weg zu gehen. Auf den ersten 100 Seiten des Romans wird die Geschichte eines ungewöhnlichen jungen Mädchens auf eine romantisierte Art erzählt.

Das Buch ist aus der Sicht von Mileva geschrieben, doch ich höre die Stimme der Autorin heraus, die sich über die frauenfeindliche, ungerechte Behandlung echauffiert. Sicher erfährt der Leser auch einige interessante Details über das Leben der Frau, die eigentlich selbst eine wissenschaftliche Karriere anstrebte und schließlich im Hausfrauen- und Mutterdasein unterging. Aber je weiter ich in der leicht lesbaren Lektüre vordrang, desto weniger gefiel mir die Art des Geschriebenen. Ich hätte wohl doch lieber eine neutrale Biografie gelesen, als diesen mit vielen Emotionen beladenen Roman.

Die 1973 geborene Amerikanerin Marie Benedict ist durch Hausaufgaben ihres Sohnes auf die erste Frau von Albert Einstein aufmerksam geworden und hat dann versucht, sich ihr anzunähern. „Je mehr ich mich mit Mileva beschäftigte, desto klarer wurde mir, dass sie selbst eine hochinteressante Persönlichkeit war – und nicht nur eine Fußnote in Albert Einsteins Leben.“ (Seite 360) Die Autorin hat für meinen Geschmack an Stellen, zu denen sie keine Nachweise fand, zu sehr aus heutiger Sicht spekuliert, wie es gewesen sein könnte. Da es aber sonst kaum Informationen über Mileva Marić gibt, kann man sich zumindest ansatzweise ein Bild über die 18 Jahre machen, die hier erzählt werden.