Leider nicht meins

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
jericothoem Avatar

Von

Trotz des interessanten Themas hatte ich große Schwierigkeiten in dieses Buch hinein zu kommen und mit meiner Aufmerksamkeit und meinem Interesse dabei zu bleiben. Die Erzählung springt immer wieder zwischen Personen, Zeiten und eingenommener Erzählperspektive. Immer, wenn ich gerade rein gekommen war, fand der nächste Sprung statt. Gerne auch zu Nebenpersonen oder zunächst komplett zusammenhangslosen geschichtlichen Ereignisse. Das Erzählen hat etwas filmisches, was wohl Absicht ist, denn Lilit, die Erzählerin, ist Filmemacherin. Ab und zu konnte ich den Reiz dieses Erzählstil nachvollziehen und bewundern, die meiste Zeit aber dachte ich hauptsächlich, dass es eben einen Grund gibt, warum Bücher anders geschrieben werden als Filme gedreht. Mir beim Lesen die ganze Zeit vorzustellen, ich würde einen Film schauen und mir die entsprechenden Bilder zu basteln, habe ich als ermüdend empfunden.
Zumal es gut bis zur Mitte des Buches gedauert hat, bis ich so etwas wie eine emotionale Bindung zu Lilit empfand. Doch auch dann blieb der Erzählton eher distanziert verkopft. Insgesamt also kein schönes Lesegefühl, obwohl es immer wieder berührende und bereichernd Szenen gab und mich die Hintergründe der Familiengeschichte interessiert haben. So, wie wir sie zu Beginn vorgestellt bekommen, hat mich die Eigenheit und Persönlichkeit jeder Familien-Figur eingenommen. Leider wird darauf, gerade am Anfang, wenig aufgebaut. Ab und an finden sich Reflexionen zu gesellschaftlichen Positionen, zu Identität, Kultur und Ambitionen. Diese haben mir sehr gut gefallen, aber sie wirkten auf mich nicht als stringente Konsequenz des vorher Erzählten. Auch die Kapitelzählung als Countdown wirkt seltsam deplatziert angesichts der alles andere als straffen, zielorientierten Erzählung.

Mir hat "Frau im Mond" leider nicht gefallen, es war mir ausufernd, ermüdend und distanziert.