Vielschichtig und sprachlich feinfühlig

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chocalaccino Avatar

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Selten hat mich ein Roman so schnell in seinen Bann gezogen wie Frau im Mond. Schon auf den ersten Seiten spürt man diesen besonderen Ton, der typisch für Pierre Jarawan ist – eine Mischung aus Poesie, Tiefe und Leichtigkeit. Ich hatte das Gefühl, nicht einfach nur eine Geschichte zu lesen, sondern in eine andere Welt einzutauchen.

Was mich besonders berührt hat, ist die Art, wie Jarawan große Themen wie Herkunft, Identität, Verlust und Zugehörigkeit erzählt – ganz nah an den Figuren, ohne Kitsch oder Pathos. Die Geschichte der Zwillingsschwestern Lilit und Lina, die in Kanada auf die Spuren ihrer armenischen Großmutter stoßen, hat mich tief bewegt. Dabei fand ich es unglaublich spannend, wie die Geschichte nicht nur ihre familiäre Vergangenheit beleuchtet, sondern auch große historische Ereignisse wie den Raketenstart im Libanon 1966 und die Explosion in Beirut 2020 mit einwebt.

Man merkt, wie viel Recherchearbeit in diesem Buch steckt. Ich habe beim Lesen so viel über den Libanon, über die armenische Geschichte und die Lebanese Rocket Society gelernt – und das ganz nebenbei, eingebettet in eine packende und bewegende Handlung.

Jarawans Sprache ist dabei einfach wunderschön. Bildhaft, eindringlich, manchmal mit feinem Humor, aber nie überladen. Viele Sätze habe ich mir angestrichen, weil sie so poetisch und treffend waren.

Frau im Mond ist ein Roman, der mich nicht nur emotional mitgenommen, sondern auch meinen Horizont erweitert hat. Für mich ist es ein Buch, das nachhallt – und das ich definitiv weiterempfehlen werde.