Nackt und vegetarisch am Lago Maggiore

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Die Leseprobe gibt den ersten Sehnsuchtsort dieses Bandes preis: Ascona am Lago Maggiore.
Der Leser erfährt die Gründe, die die Intellektuellen und Bohemiens seit 1900 dazu bewogen hat, auf den Monte Verità (der Berg, auf dem wahrhaftiges Leben gelebt werden sollte) zu kommen. Darüber hinaus ist es spannend nachzuvollziehen, wer mit wem wie verbandelt war. Da kann man schon einmal leicht den Überblick verlieren.
Und irgendwann, so scheint es, waren sie alle einmal dort oben - auf dem Berg über Ascona: Erich Mühsam, Marianne von Werefkin, Paul Klee, von Franziska Gräfin zu Reventlov, Mary Wigman und und und.
Aber Vegetarismus und Nudismus waren auf Dauer nicht alltagstauglich. So ging der von zu langer Obstkur bereits geschwächte Erich Mühsam nach zwei Wochen in die nächstgelegene Osteria im Ort und bestellte sich Fleisch, rauchte eine Zigarre und trank einen halben Liter Wein.
Auch Mary Wigman ließ ihren Tänzerinnen heimlich Schnitzel zukommen, damit sie nicht vom Fleisch fielen.
In den 20er Jahren dann wurde das Gelände umgewandelt in ein Kurhotel, in dem die Reichen und Schönen des Kunst- und Politadels ihren Platz fanden.
Ascona wurde mehr und mehr von einem Spinnennetz von Ausländern überzogen, die dort ihre Zufluchtsstätten bauten und aus dem beschaulichen Fischerdorf am Lago Maggiore einen Touristenmagnet machten.
In den 30ern war Ascona ein beliebter Ort für Künstler und Intellektuelle, die vor dem deutschen Nationalsozialismus flüchteten. Aber auch die Nazis selbst machten sich hier breit und unterhielten einen NSDAP-Stützpunkt, in dem HJ-Buben ihre Ferien verbrachten und auf die Linie der Partei eingeschworen wurden.
Und nach dem Zweiten Weltkrieg dockte man an die Tradition an und Ascona entwickelte sich wieder zu einer Künstlerkolonie - und wirkt bis heute nach.
Ich möchte unbedingt weiterlesen und erfahren, was die anderen Inspirationsorte ausmacht.