Bloße Aneinanderreihung von Sexerlebnissen?

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marcello Avatar

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"Fucking Fulda" handelt von der 32-jährigen Nicole, die als Lokführerin tätig ist und so regelmäßig sämtliche Bahnhöfe. Zudem ist sie verheiratet und zusammen haben sie zwei Kinder. Der Alltag hat die junge Familie aber schon längst eingeholt und so erlebt Nicole im Bett nur noch Frust. Zum Ausgleich begann sie fremd zu gehen und jetzt hat sie in jeder Stadt, die sie als Lokführerin bereist, einen Liebhaber und jeder dieser Liebhaber ermöglicht ihr es in eine andere Rolle zu schlüpfen.
In der Leseprobe erfährt man zunächst kurz und knapp alles wichtige aus Nicoles Leben. Wie sie immer eher knabenhaft war und schon früh beschloss, dass Lokführerin ihr Tramberuf ist. Wie sie bereits mit 20 die Liebe ihres Lebens traf, wie sie heirateten, wie sie zwei Kinder kriegen und wie schließlich die Leidenschaft im Schlafzimmer verloren geht. Erst dann erfolgt der Einstieg in das eigentliche Geschehen. In Fulda lehrt Nicole einen Kochlehrling die Grundregeln des Geschlechtsverkehrs und in Aachen ist sie die gleichberechtigte Gespielin eines Anwalts und so wird schnell klar, dass sie in mehrern Städten ihre Liebhaber hat und dass mit jedem eine andere Rolle einnimmt und sich so, dass verschafft, was in ihrem Ehebett nicht mehr möglich ist.
Bei dieser Leseprobe fällt es mir wirklich sehr schwer, mich zu entscheiden, wie ich das Gelesene bewerten soll. Vorweg: das Buch ist nichts für mich, aber nur deswegen will ich es mir nicht nehmen lassen, Inhalt und Darstellung neutral zu bewerten.
Der Prolog war grottig geschrieben. Prologe sind meist geheimnisvoll und man erfährt erst gegen Ende des Romans den Sinn dieses Prologes. Hier wird der Prolog dazu verwendet, das bisherige Leben der Protagonistin kurz und knapp wiederzugeben. Durch das kurz und knapp gingen aber leider jegliche Emotionen verloren und die einzelnen Sätze wurden lieblos aneinandergereiht. Für den Rest des Romans hatte ich daher schon so meine Befürchtungen, aber ab dem 1. Kapitel ändert sich der Erzählstil radikal. Er wird deutlich angenehmer und vor allem ausführlicher. So wird die Küche ihrer Bleibe in Fulda ausführlich bschrieben, wo der Sinn ist, das ist eine andere Frage.
Zum Inhalt: das Thema an sich ist interessant, da die Autorin diesen Roman inspiriert von so einer "Nicole" geschrieben hat, wie es inhaltlich jedoch umgesetzt ist, finde ich eher uninteressant. Bis jetzt hat man nämlich den Eindruck, dass eine Stadt nach der anderen abgeklappert wird, damit dann dort die Sexerlebnisse von Nicole ausführlich geschildert werden. Mir ist klar, dass diese jedes Mal anders ausfallen werden, da sie ja in jeder Stadt in eine andere Rolle schlüpfen wird. Aber das ist mir inhaltlich einfach zu wenig. Natürlich habe ich den ganzen Roman noch nicht gelesen, aber erstmal sehe ich keine Andeutungen, dass ihr zweites Leben ihr über den Kopf zu wachsen droht oder dass ihr Ehemann die Wahrheit herausfindet oder dass einer der Liebhaber auspackt. Darum bin ich inhaltlich nicht zufrieden.
Mein Fazit ist demnach, dass ich der Leseprobe nach, diesen Roman nicht weiterempfehlen würde. Der zunächst grottenschlechte Schreibstil verbessert sich zwar, inhaltlich lässt es aber einiges zu wünschen übrig, was schade ist, denn Erotikromane müssen inhaltlich nicht immer schlecht sein!