Zumindest besser als das verklärte "Shades of grey"!

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caillean79 Avatar

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Grundsätzlich bin ich ja der Meinung, wenn schon erotische Literatur, dann darf auch ausgesprochen werden, worum es geht. Aus meiner Sicht das einer der Pluspunkte in dieser Leseprobe. Die Erzählerin nimmt kein Blatt vor den Mund und lässt den Leser teilhaben an nicht unbedingt romantischen, aber durchaus zweckerfüllenden erotischen Begegnungen. Die Frage ist aber: Funktioniert das ein ganzes Buch lang oder fängt man nach der fünften "Station" von Nicole an, sich durch den Rest des Buches "hindurchzulangweilen"?

Außer im kurzen ersten Kapitel, in dem Nicoles Vorgeschichte und familiäre Situation beschrieben wird, erfährt man absolut nichts über die Protagonistin. Mich würde beispielsweise interessieren, warum sie sich in jeder Stadt einen Lover "hält" - hätten nicht ein, zwei Affären genügt? Es wäre auch interessant zu erfahren, wieso es scheinbar so unterschiedliche Typen sein müssen - oft haben Menschen doch bestimmte Vorlieben, die sie dann in jeder Beziehung ausleben oder es zumindest versuchen. Oder steckt da etwa doch "nur" die Masche dahinter, einen bunten erotischen Reigen zu erzählen, in dem für jeden (Leser) was dabei ist?

Es wundert mich sowieso, warum die laut Autorenporträt "bekannte deutsche Autorin und Journalistin" ein Pseudonym braucht um dieses Buch zu veröffentlichen. Steht sie nicht zu ihrer Geschichte? Ist das Buch vielleicht doch nur Mittel zum Zweck, um ein Stück vom großen Shades-of-Grey-Kuchen abzubekommen, der gerade aufgeteilt wird? Wenn sie die Geschichte für erzählenswert hält, wieso versteckt sie sich dann hinter einem anderen, unbekannten Namen? Was das betrifft, gebe ich Punktabzug. Denn auch die Bücher von Ch. Roche sind nicht jedermanns Sache und werden kontrovers diskutiert - aber die steht wenigstens dazu. Und was den Vergleich mit Shades of Grey angeht: besser als E. L. James schreibt „Franka Frederik“ allemal! Für ihren Stil braucht sie sich wirklich nicht zu schämen.