Alles für die Tochter

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dana09 Avatar

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Iris Sayram , Tochter einer Deutschen und eines türkischen Gastarbeiters, schildert ihre Kindheit, ihre Familie und auch das Sterben der Mutter eindringlich und mit klaren und verständlichen Worten. Dabei liegt der Fokus auf der Mutter/Tochter-Beziehung, die nicht immer einfach war.
Man liest von bescheidenen Lebensumständen im sozial unteren Milieu im Köln der 1980er und 1990er Jahre.

In diesem Brennpunktviertel ist das Leben hart und arbeitsreich. Nachdem der Vater seinen Job verloren hat, tut die Mutter alles, um ihrem Kind ein gutes Leben zu ermöglichen und will ihr jeden Wunsch erfüllen. Dafür arbeitet sie als Klofrau, geht putzen und sogar auf den Strich.

Schonungslos erzählt Iris Sayram von weniger schönen Dingen in ihrer Kindheit, davon wie die Eltern zu Kleinkriminellen wurden. Auch sie selbst als Kind und Jugendliche sieht sie äußerst kritisch. Obwohl sie sich für ihre Eltern schämt, nimmt sie doch gerne die Geschenke an, die besonders ihre Mutter hart und mit vollem Körpereinsatz erarbeitet.

Trotz der finanziellen und sozialen widrigen Lebensumstände in einer engen Zweizimmerwohnung setzt Iris ihre ganze Energie dazu ein, es auf das Gymnasium zu schaffen und durch Bildung aus diesem Milieu herauszukommen.

Die Geschichte wird rückblickend in Ich-Form erzählt. Iris lebt in Berlin und reist an das Kranken- bzw. Sterbebett ihrer alten Mutter. Auch deren Lebensgeschichte liest sich berührend: Geboren in ärmlichen Verhältnissen im Jahr 1939, erste Heirat mit 18, zwei Kinder, zu denen kein Kontakt mehr besteht. Doch Irmtraud/Sonja (der Vater nennt seine Frau Sonja, da ihm der Name Irmtraud nicht gefällt) ist eine lebenslustige Frau voller Optimismus und bekommt mit ihrem zweiten Mann eine Tochter, die sie über alle Maßen verwöhnt und der alles erlaubt wird.

Die Lebensgeschichte wird von der heutigen Rechtsanwältin und Journalistin in flüssiger Form eindringlich geschildert. Das Buch ist gut und flüssig zu lesen und man merkt besonders die Liebe und Verbundenheit zu ihrer Mutter.

Obwohl mir, die ihre Kindheit auf dem Land in Oberbayern verbrachte, fast alle geschilderten Lebensumstände fremd sind, fand ich die Geschichte berührend und sehr lesenswert.
Einen Minuspunkt muss ich aber für das Cover geben. Das finde ich unpassend und auch optisch nicht ansprechend.