ein wichtiges Thema, aber es hat mich nicht gepackt

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marga_pk Avatar

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Iris Sayram, juristische Referentin der rbb-Intendanz und ab 2023 bundespolitische Korrespondentin im ARD Hauptstadtstudio, erzählt in "Für euch" die Geschichte ihrer eigenen Kindheit. Es ist ein mutiger Text, denn Sayram ist nicht aufgewachsen wie die meisten von uns. Ihr Vater, der aus politischen Gründen seine Heimat, die Türkei, verlassen musste und nach Deutschland zog, fühlt sich bei den Ford-Werken nicht wohl, denn er wollte immer politische Karikaturen zeichnen. Sayrams Mutter wiederum hat ihren ersten Mann und die Kinder verlassen. Die Eltern lernen sich kennen, als die Mutter auf Wohnungssuche ist, sie ziehen schnell zusammen und ziehen durch die Lokale. Ihre gemeinsame Tochter Iris war nicht geplant, wird jedoch von beiden innig geliebt. Die Verhältnisse, in denen das Mädchen aufwächst, sind jedoch von Anfang an prekär und verschlimmern sich, als der Vater seinen Job hinschmeißt und immer mehr Zeit in der Spielhalle verbringt. Die Mutter kann das Familieneinkommen durch ihre diversen Jobs als Putzfrau im Rotlichtmilieu nicht mehr finanzieren. Das Paar beginnt zu stehlen und Medikamente zu verkaufen, schließlich prostituiert sich die Mutter sogar.

Ich fand den Einstieg wunderschön, da hier auch mit einer speziellen Perspektive (Die Mutter wird im Erzähltext direkt mit Du angesprochen) gewählt wurde. Ich muss aber zugeben, dass mich dieser Einstieg dann doch auch in die Irre geführt hat.

"Für euch" hat sich nämlich dann doch als chronologisch erzählter Tatsachenbericht herausgestellt, der in aufeinander folgenden Anekdoten erzählt wird und zwar interessant zu lesen war, mich persönlich hat der Text aber überhaupt nicht gepackt.

Die Mutter, die ihre Kinder verlässt, auch die Liebe der beiden Eltern zueinander, die Probleme, die immer mehr werden, das Kippen in die Kriminalität, der harte Alltag der Mutter – das alles war mir persönlich zu "brav" erzählt.
– Sayrams Buch ist sehr authentisch, sehr ehrlich, da wird nichts verfremdet, es erinnert an eine Art persönlicher Niederschrift, ich nehme an, dass vielen auch genau das gefällt.

Das Thema – wie weit Mütter gehen, um ihren Kindern alles zu bieten (was Kinder oft erst spät erkennen) – ist wichtig , Dramaturgie und Stil haben mir leider nicht zugesagt - zumal die Autorin so toll eingestiegen ist.