Eine etwas andere Familiengeschichte

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justm. Avatar

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Iris wächst im Köln der 80er und 90er Jahre auf. Das an sich wäre vielleicht nicht unbedingt eine Geschichte, geschweige denn ein ganzes Buch wert, doch als Tochter eines Gastarbeiters und einer Mutter, deren Beruf eher im zwielichtige Milieu angesiedelt ist, gibt es doch so einiges erzählen.

Wer sich vom fürchterlichen Cover des Buches nicht abschrecken läßt (es zeigt zwar die Hauptperson, hätte aber dennoch sicher ein wenig ansprechender gestaltet werden können), den erwartet eine ganz besondere und vermutlich einzigartige Liebes-, Familien- und Lebensgeschichte.

Auf knapp 370 Seiten berichtet Autorin Iris Sayram in einem mehr oder weniger autobiographischen Roman von ihrem eigenen Leben, vor allem aber vom Leben ihrer Eltern, allen voran ihrer Mutter. Einer Frau, die alles dem Wohl ihrer Familie unterordnete - was auch den Titel des Buches erklärt; einer Frau, die sich für nichts zu schade war und die trotz mannigfaltiger Konsequenzen nie aufgehört hat für ihre Familie da zu sein.

Es ist ein schonungsloses Buch. In der Sprache, aber auch in dem was erzählt wird.
Diese Schonungslosigkeit paßt aber hervorragend zum Umfeld von dem es berichtet. Sayram spart nicht an Kritik, wenn es um die Eltern, aber auch um sich selbst geht. Schafft es irgendwie mit halbwegs objektiven Blick zu berichten ohne gefühlskalt rüberzukommen.
Und so ist es wenig verwunderlich, daß man, auch wenn es an manchen Stellen ein wenig stolpert, was die Erzählung angeht, wirklich schnell in die Geschichte gesogen wird und das Buch kaum aus den Händen legen mag.

Alles in allem: eine etwas andere Familiengeschichte. Vor allem aber eine Ode an eine offenbar ganz besondere Frau!