Eine Kindheit mit liebenden Eltern, aber die Lebensverhältnisse sind prekär

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sofiewalden Avatar

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Iris, die Ich-Erzählerin und Autorin dieses Romans, erzählt hier von ihrer Kindheit, autobiographisch angelehnt, in einem Kölner Probelmviertel. Sie erzählt von ihren Eltern, ihrem Vater, der als Gastarbeiter nach Deutschland kam. Und sie erzählt vor allem von ihrer Mutter, die alles gegeben hat, für ihre Familie, 'für euch'. Nach der selbstverschuldeten Entlassung des Vaters bei Ford war diese diejenige, die für den Lebensunterhalt der Familie gesorgt hat. Sie ging putzen, arbeitete als Klofrau und nach einem Gefängnisaufenthalt, beide Elternteile versuchten auch durch illegale Geschäfte an Geld zu kommen, dann als Prostituierte. Ihrer Tochter sollte es an nichts fehlen und ihr Leben, später einmal, es sollte ein Leben in der Gesellschaft sein, in der, auf die das Licht scheinen kann, in der man dazu gehört. Dafür hat sie alles getan, ohne je zu klagen. Und dieses harte Leben, mit diesem einzigen Ziel, sie hat es erleben dürfen, dass es 'funktioniert' hat. Ihre Tochter Iris hat das Gymnasium besucht und dort ihr Elternhaus verleugnet, sie hat ein Studium angefangen, sie ist Juristin mit Doktortiltel und eine erfolgreiche Journalistin geworden.
Dieses Buch, es nimmt uns mit, schnörkellos, pur, in diese Kindheit, in der nichts sicher war, aber trotzdem voller Liebe und das drumherum, auch hier war viel Menschliches und Wärme zu erfahren und die ganze Härte, die einem aufgezwungen wurde, auch.
Ich konnte dieser Geschichte, dem Geschehen, den Menschen und natürlich ganz vorne weg, Iris Mutter, viel Hochachtung entgegenbringen. Die Autorin hat das Buch geschrieben, auch, um sich im Nachhinein bei dieser zu bedanken. Sie reflektiert sehr wohl, dass manchmal hätte Zeit sein müssen, für das Miteinanderreden, für das Zurückgeben, als man es noch konnte. Und so ist dies auch Aufarbeitung für Iris Sayram selbst.
Und sie hat es gut gemacht, für alle Seiten.