Eine Kölner Millieustudie

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mayakoenigin Avatar

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Eine Millieustudie aus Köln, erzählt in der Ich-Form von der kleinen Iris, gleichzeitig die Autorin, eine sehr liebenswerte Rotzgöre mit einem großen Kämpfer-Herz, intelligent und mutig. Der Vater, Türke, weniger interessiert an Arbeit, wohl aber am Spiel, vertreibt sich sein Leben in Wettbüros und Teestuben. Die Mutter, eine bewunderswerte einfache Frau, hat das Herz auf dem rechten Fleck und reibt sich auf, damit ihre Lieben ein schönes Leben führen können, wobei sie sich selbst für den dreckigsten Job nicht zu schade ist. Iris lernt bereits als kleines Mädchen nicht etwa die Atmosphäre eines intakten Elternhauses, sondern den Unterschied der verschiedensten Drogen kennen, die Mutter verbringt einige Jahre im Knast. Aufgewachsen zwischen Puffs und Junkies, Sex und Zuhälter, beißt sich die kleine "Kizim", wie der Vater sie liebevoll nennt, durch und absolviert das Abitur. Sie hat sich ihr Leben lang auf die stets fleißige Mutter verlassen und erst als diese krank und hilflos ist, spürt Iris, was die Mutter für sie getan hat und wie selbstlos sie für ihre Familie da war und diese geliebt hat. Als Iris ihre Mutter pflegt, erinnert sie sich rückblickend liebevoll an das Geschehene. Mich hat das Buch gefesselt, ich bin beeindruckt von der Kraft und dem Mut, in einer Zeit, in der es spießigerweise hieß "was sollen die Nachbarn denken......" , das diese Familie sich über die Konventionen hinwegsetzt und ihr Leben gemeistert hat und der Autorin kann ich nur Respekt zollen. Ein wunderbares, rührendes Buch in frecher, offener Sprache geschrieben, teils mit Kölner Dialekt. Ich kann es empfehlen, ich finde es wunderbar. Der Titel "Für Euch" ist passend zum Inhalt, das Fotos auf der Vorderseite stammt sicherlich aus der Discozeit Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger zeigt die Sorglosigkeit zu dieser Zeit.