Mama gibt nie auf

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biancaneve_66 Avatar

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Iris wächst unter armen Verhältnissen im Köln der 80er und 90er Jahre auf. Um die Familie über Wasser zu halten, nimmt die Mutter verschiedenste Arbeiten an – von Putzfrau bis zur Prostituierten. Das Buch ist eine Art Liebeserklärung an eine Mutter, die der Tochter ein glückliches Zuhause schaffen will.
Das Cover zeigt ein verschwommenes schwarz-weiß Foto einiger Personen beim Feiern. Allein eine Frau im Vordergrund sticht hervor; ihre Kleidung ist in Farbe wiedergegeben, und verweist auf die Einzigartigkeit der Mutter. Die verschiedenen Teile des Romans behandeln unterschiedliche Zeitabschnitte, welche wiederum in kurze Kapitel unterteilt sind. Immer wieder sind Ausdrücke und Sätze in Kölsch eingestreut, die allesamt wiederum nur von der Mutter stammen und daher auch auf diese verweisen.
Der Einstieg ins Buch ist recht stark. Die Ich-Erzählerin spricht ihre Mutter direkt an, steht nach vielen Jahren nun endlich zu ihr und versteht schließlich, dass die Mutter alles in ihrem Leben nur für die Tochter auf sich genommen hat. Die Sicht aus der ersten Person wird den gesamten Roman über beibehalten, auch die direkte Ansprache an die Mutter. Allerdings kommt die Tiefsinnigkeit des Prologs leider nicht mehr zum Vorschein. Die Darstellung des Familienlebens erscheint oft als Art Protokoll, das die Anekdoten in einfachen kurzen Sätzen aneinanderreiht.
Mit großer Offenheit legt die Erzählerin das Leben ihrer Kindheit und Jugend dar; ein Leben in einer Parallelwelt, das sie vor ihren Schulkollegen zu verbergen versucht. Erst im Lauf ihres Lebens steht sie zu ihrer Mutter und zu deren Art, Geld fürs Familienleben aufzutreiben. Das politische Essay, das in der Inhaltsangabe angesprochen wird, blieb mir verborgen; ebenso auch wie langwierig und hart ein sozialer Aufstieg in einem wohlhabenden Land sein kann. Ein Wandlung der Erzählerin ist in der Geschichte selbst nicht erkennbar. Selbst als Studentin bleibt die finanzielle Unterstützung durch die Mutter eine Selbstverständlichkeit für die Tochter.