Grandioser Abschluss

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laberladen Avatar

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Darum geht's:

Jenny Aaron hat endlich die Therapie begonnen, die ihre Sehfähigkeit verbessern soll. Es zeigen sich erste Fortschritte. Aber gleichzeitig bietet sich "der Abteilung" auch die Chance, den Mann im Hintergrund zu entlarven, der einigen Männern der Abteilung das Leben gekostet hat. Dazu ist Jennys Hilfe nötig und zwar sofort.

So fand ich's:

Die Therapie und die langsam wiederkehrende Sehfähigkeit bringt Jenny Aaron an ihre Grenzen. Denn es ist nicht wie im Kitschfilm. Sie schlägt nicht die Augen auf und kann wieder sehen. Nein, sie wird von Trugbildern genarrt und ihre Wahrnehmung spielt verrückt. Außerdem gehen ihre überscharfen anderen Sinne zunehmend auf Normalmaß zurück, je mehr der für's Sehen zuständige Hirnbereich seine Arbeit wieder aufnimmt. Das bringt Jenny gehörig durcheinander.

In dieses prekäre seelische und körperliche Ungleichgewicht kommt die Bitte, jetzt und sofort der Abteilung zu Hilfe zu eilen. Es bietet sich eine einmalige Gelegenheit, den großen Mann im Hintergrund zur Strecke zu bringen. Doch der wartet nicht, bis er verhaftet und abgeholt wird. Er setzt ebenfalls alles ein, was er zu bieten hat und das sind bestens ausgebildete Leute und erstklassige Verbindungen.

Während sich die beteiligten Parteien umschleichen und in Position bringen, kämpft Jenny einen zusätzlichen Kampf mit sich selbst. Deshalb bekommen wir Verfolgungsjagden, Schießereien und raffinierte Intrigenspielchen auf dem politischen Parkett genauso geboten wie die Suche nach der inneren Ruhe, dem Kern dessen, was wichtig ist, und Rückblicke auf Jennys langem Weg, ihren Körper und ihren Geist durch fernöstliche Kampfkunst und Philosophie auszubilden. Dazu passt die ganz besondere Art von Andreas Pflüger, seine Geschichten zu erzählen, wieder perfekt. Er macht es nicht zu kompliziert, schafft ordentlich Spannung, bringt den familiären Teamgeist und die lange trainierte perfekte Zusammenarbeit der Abteilung im Einsatz so rüber, als wäre man selbst ein Teil davon, hat aber auch genau die richtigen Töne für die ruhigen und philosophischen Abschnitte.

Man muss sich darauf einstellen, dass "Geblendet" nicht von vorne bis hinten mit Action vollgestopft ist, obwohl diese natürlich ihren guten Anteil an dem Buch bekommt. Es gibt auch wieder bedächtige Passagen, die sehr gut zu Jennys Charakter passen und denen man ihre Zeit zum Wirken geben muss, damit die Tiefe des Buches sich entfaltet. Es wird dramatisch und die Gefühle Jennys und die der Leser werden ordentlich durchgeschüttelt. Am Ende belohnt einen ein gelungener Abschluss der Jenny-Aaron-Trilogie, die mich insgesamt und auch mit diesem dritten Teil absolut begeistert hat.