870 Seiten Buchroman, eine formvollendete Geschichte

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Der Verleger Martin Berg fühlt sich seinem Leben nicht mehr gewachsen. Seine Frau hat ihn vor über 15 Jahren mit den beiden gemeinsamen Kindern zurückgelassen und seitdem hat er nie wieder etwas von ihr gehört. Bis zu ihrem Verschwinden führte er, das kann er so mit vollster Überzeugung sagen, ein glückliches ausgefülltes Leben, in einer Art Kleinkonklomerat. Er selbst mit seiner Liebe zum geschriebenen Wort war als Verleger erfolgreich, sein Freund, schon aus Jugendtagen, Gustav als angesehener Maler präsent und seine Frau Cecilia, die auch selbst beruflich ihre eigenen erfolgreichen Wege ging, ihrer beider Anker, die große Liebe für den Einen, Inspiration und Muse seiner Bilderkunst für den Anderen. Doch danach, ganz langsam, ist nicht nur seine eigentlich auf ewig manifestiert zu scheinende Freundschaft mit Gustav nahezu versiegt, auch seine inzwischen erwachsenen Kinder haben sich von ihm entfernt und sein Verlag liegt mehr oder weniger in den letzten Zügen. Der Schatten seiner Frau schwebt wie eine dunkle Wolke über seinem nach Sinn suchendem Leben und die Frage nach ihrem Schicksal steht immer im Raum. Als dann seine Tochter Rakel das Gefühl hat, dass in einem Roman, den sie übersezten soll, von ihrer Mutter die Rede ist, beschließt diese, sie zu suchen, um aus dieser Blase aus Entwurzelung und Verunsicherung heraus zu finden. Und so wie Rakel selbst, so macht sich diese kunstvoll ineinander verwobene und zu einem runden Ganzen zusammengefügte Geschichte mit den Lesern im Schlepptau auf den Weg, hinein, und vielleicht auch hinauf und hinunter, durch das Leben eben dieser Famlie, im engeren und im weiteren Sinne. Und, das kann man sich bei dem Unfang des Buches ja auch schon denken, damit lässt sich die Autorin Zeit. Sie gibt den Personen und vor allem auch den Themen, die ihre Menschen durchs Leben führt, den nötigen Raum, um zu zeigen, wer sie sind und um ihre (Vor)-Lieben mit aller Welt zu teilen. Und dies ist zu keinem Zeitpunkt 'zu lang'. Hier stimmt nicht nur die lebendige fließende Sprache, die dem Thema Literatur alle Ehre macht, hier erleben wir auch die genau richtige Taktung, um als Leser an der Geschichte dran zu bleiben. Ein wirklich ganz toller Roman, ein Debüt dazu und die 10 Jahre, die es gedauert hat, bis die Autorin ihren Erstling in die Öffentlichkeit entlassen hat, sind all ihre sicherlich damit verbundene Mühen und Zweifel wert, denn das Ergebnis begeistert.