Die Einzahl von Köttbullar heißt Kötbulle

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ismaela Avatar

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Gewusst? Ich nicht.

Solche kleinen Details finden sich in unzähliger Weise in diesem Wälzer von Lydia Sandgren. Und dabei ist die Geschichte an sich nun nicht sonderlich aufsehenerregend: es findet sich ein Pärchen - Cecilia und Martin Berg - dieses bekommt zwei Kinder - Rakel und Elis - und plötzlich verschwindet die Mutter mehr oder weniger spurlos. Bis die Tochter Rakel - mittlerweile in ihren 20igern - ein Manuskript aus dem Verlag ihres Vaters in die Hände bekommt, in deren Hauptprotagonistin sie ihre Mutter zu erkennen glaubt. Sie sucht den Autor auf, und durch einige weitere Kontakte bekommt sie tatsächlich die aktuelle Adresse ihrer Mutter heraus. Eine weitere wichtige Person in dieser ganzen Geschichte ist der aufstrebende Künstler Gustav Becker, der mit dem verlassenen Vater seit der Oberschulzeit eine innige Freundschaft pflegt, und, was die verschwundene Mutter angeht, wohl auch nicht immer so ganz ehrlich gewesen ist.

Man merkt, dass die Autorin an die 10 Jahre an diesem Roman geschrieben hat, denn es gibt eine Detailtiefe, die teilweise schier atemlos macht. Dabei schafft sie es aber auch, nicht ins Öde abzugleiten, da durch den Zeitwechsel von Gegenwart und Vergangenheit der Spannungsbogen gehalten werden kann. Wer allerdings einen temporeichen Roman erwartet, der durch die Handlung prescht, wird enttäuscht werden. "Gesammelte Werke" zeigt eher in einer ruhigen, distanzierten Art und Weise, wie sich Personen im Laufe der Jahre und gezeichnet durch Erfahrungen und Schicksalsschläge entwickeln und miteinander interagieren. Gustav und Martin, die als Jugendliche und junge Erwachsene unzertrennlich keine Party und kein Besaufnis ausgelassen haben, werden mit der Zeit zu einem etwas spießigen Familienvater, der seine Schriftstellerpläne nach und nach ad acta legt, und einem zwar etwas unkonventionellen Künstler, der dafür aber doch seinen Platz im Leben gefunden zu haben scheint. Cecilia, die die geborene Wissenschaftlerin ist, sehr struktuiert, arbeitswütig und voller Energie, und die dann nach der Geburt ihres zweiten Kindes - Elis - in eine tiefe Depression fällt, was letztendlich zu ihrem Verschwinden führt.

Insgesamt hätte ich mir ein bisschen mehr Tiefe vor allem bei Gustav Becker gewünscht, und ab und an vielleicht ein bisschen mehr Stringenz bei einzelnen Ereignissen - vor allem am Schluss - aber im Großen und Ganzen ist "Gesammelte Werke" ein sehr schöner Schmöker, den man gerne und mit Genuss liest.