Ein grandioses Erstlingswerk

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Autorin Lydia Sandgren legt mit ihrem Erstlingswerk „Gesammelte Werke“ ein grandioses Buch vor!
Wen 900 Seiten abschrecken (und das nicht besonders gut gelungene Cover), dem sei gesagt, das Buch ist dick, aber es liest sich wie von selbst. Die Seiten fliegen dahin, nein, sie gleiten mit dem Tag dahin und verschmelzen mit den Lesenden im Alltag. Sandgren hat ein aufregend unaufgeregtes Buch geschrieben.
Der Protagonist, der Verleger Martin Berg hat eine Art Midlifecrisis. Mit um die 50 nichts Ungewöhnliches. Die Frau ist irgendwann verschwunden, die Kinder erwachsen, der eigene Verlag muss in die Zukunft geführt werden und ein eigener Roman kommt nicht recht von der Stelle.
Natürlich will man das Geheimnis um die vor Jahren verschwundene Ehefrau gelüftet wissen, man will wissen, was die Dreiecksbeziehung mit dem Künstler Gustav ausgemacht hat. Sandgren lüftet uns nicht jedes Geheimnis, aber sie erzählt kunstvoll und klug die Geschichte von Martin. Es geht um verschiedene Zeitebenen, wir tauchen in die letzten Jahrzehnte ein, erinnern uns selbst daran wie es war. Wir erleben auch Bücher, die unseren Weg gekreuzt haben. Und Väter werden erkennen, wie die eigenen erwachsenen Kinder einen sehen und auch umgekehrt.
Die 900 Seiten sind schon vorbei? Sie vermissen Spannungsbögen der herkömmlichen Art? Sandberg hat diese - zumindest in diesem wunderbaren Buch - nicht nötig. Selten zuvor war ich bei einem „so dicken Buch“ ständig am Lesen, es hat mich die Tage begleitet und war bei mir. Ein größeres Kompliment kann man einem Buch kaum aussprechen.
Ideal als Weihnachtsgeschenk!