Fulminant...

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mike nelson Avatar

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Martin Berg, in der Mitte seines Lebens angekommen - sein bester Freund, der bekannte Maler Gustav Becker ist gerade verstorben - denkt an sein eigenes mögliches Testament; dabei fällt ihm auf, wie sehr sein eigenes Leben Stückwerk ist: Nur wenig zuende geführt, zwar gelebt und doch irgendwie auch gescheitert; selbst ein Schriftsteller werden wollend, einen Roman begonnen habend, hat er es dann aber doch nur zum Verleger und Mitbesitzer eines kleinen, wenn auch edlen Verlages gebracht. Wer würde nach seinem eigenen Tod seine 'Gesammelten Werke', all das Angefangene und Unvollendete bekommen? Von seiner Frau Cecilia, einer hochintelligenten, schreibenden Akademikerin verlassen und mit den zwei Kindern allein gelassen; der ungeklärte Verbleib seiner Frau, der Malerfreund Gustav, dessen Lieblingsmotiv über Jahre hinweg Cecilia war, und das eigene Hinundhergerissensein zwischen verlegerischen Plänen und dem eigenen Aufgeben von Ambitionen, lassen Martin Berg die Zeit vor und die Zeit nach dem Verlassenwerden gedanklich wiederaufleben. Der Leser darf teilhaben an einem unfertigen Leben in Künstlerkreisen, an Lebenslust und Lebenskrise, an Aufregung und Banalität. Ein gutes Buch mit sehr vielen Seiten; es liest sich leicht, ohne dabei aber mit einem Spannungsbogen aufwarten zu können; das Buch erzählt ein wenig viel über die Schriftstellerei - und ja, man weiß inzwischen um die Schwierigkeiten des Schreibprozesses. Ähnlich wie das Leben von Martin Berg, so gibt es auch im Roman Angefangenes und Unvollendetes - zwischen den beiden Buchdeckeln!!!