Tolles Buch - großes Lesevergnügen!

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bea20 Avatar

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„Gesammelte Werke“ von Lydia Sandgren ist ein beeindruckendes Buch, das auf 874 Seiten klug und kurzweilig zu unterhalten vermag.

Mittelpunkt des Romans ist der Göteborger Verleger Martin Berg, verlassener Ehemann und Vater zweier erwachsener Kinder. Kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag stehend, befindet er sich in einer beruflichen und privaten Lebenskrise. Sein kleiner, nicht sehr erfolgreicher Verlag kämpft mit der schlechten Wirtschaftslage und auch privat steht er am Scheideweg. Seine große Jugendliebe und spätere Ehefrau Cecilia war vor vielen Jahren von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden und hatte ihn mit den beiden noch sehr kleinen Kindern zurückgelassen. Nun sind Tochter und Sohn längst erwachsen, leben ihr eigenes Leben und benötigen Vaters Fürsorge nicht mehr. Wehmütig erinnert sich Martin an seine Jugend- und Studentenjahre, die unbeschwerte Zeit in Paris mit seinem besten Freund, dem Künstler Gustav Becker. Cecilia, seine Jugendliebe und spätere Ehefrau, die er ob ihrer großen Persönlichkeit, Intelligenz, Begabung und Disziplin immer bewundert hat, und Gustav, der begnadete Maler und Lebenschaot, waren die Säulen seines Lebens und ihre Freundschaft und tiefe Verbundenheit eine feste Größe. Das plötzliche und scheinbar grundlose Verschwinden der jungen Ehefrau und Mutter Cecilia hat all die Jahre wie ein Schatten auf der zurückgelassenen Familie und den Freunden gelegen. Besonders Rakel, die älteste Tochter, haben die vielen offenen Fragen und die Erinnerungen an ihre Mutter nie losgelassen und sie in ihrer Entwicklung geprägt. In einem Buch eines erfolgreichen deutschen Autors, das ihr Vater ihr zur schwedischen Übersetzung und möglichen Veröffentlichung in seinem Verlag aufdrängt, erkennt sie in der weiblichen Hauptperson ihre Mutter wieder. Die spannende Recherche und Spurensuche sowie die vielen Rückblicke in die 80er und 90er Jahre mit wunderbaren, detaillierten Beschreibungen von Orten und Zeitgeist sind ein echtes Lesevergnügen. Die Liebe zur Sprache und zum geschriebenen Wort, die Cecilia und Martin so fest verband, sind auch der Autorin Lydia Sandgren zuzuschreiben. Lebhaft, feinfühlig und sprachgewaltig ist der Roman, den zu lesen ein großer Genuss war.