"Denn du bist der Schmerz, Du bist mein Glück"

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
ladybug Avatar

Von

Wenn man sich den Klappentext des Romans durchliest, könnte man fast einen kleinen Gesellschaftskrimi erwarten, denn da heißt es doch ganz zu Anfangs "Wer tötete Leo Becker?". Aber mit dieser Erwartung sollte man sich nicht ans Lesen machen, denn hier geht es eher um einen Künstler der langsam an seinem Ruhm vergeht.

Leo Becker ist ein begnadeter Künstler, dem allerdings der Erfolg mehr schadet als alles sonst. Mit jedem Bild mehr, das er verkauft wird er unglücklicher und driftet weiter aus der realen Welt ab. Seine Ehe liegt in den Brüchen, da er auf der einen Seite kaum mehr Kontakt zu seiner Frau Rahel hat und auf der anderen ein Egomane wie aus dem Bilderbuch ist, der sich gar nicht dafür interessiert was seine Frau denkt und fühlt. Ständig stößt er sie zurück und wundert sich am Ende, dass sie sich so fremd geworden sind. Um das aufkeimende Gefühl der Einsamkeit schnellstmöglich los zu werden, sucht er dann Trost bei seiner ehemaligen Geliebten Ebba. Außerdem gibt es da noch den Druck von außen, eine Ausstellung deren Bilder er einfach nicht fertig bekommt und "Freunde", die immer noch mehr von ihm erwarten. Das führt unweigerlich in die Katastrophe.

Sicherlich ist die Sprache top, man wird immer wieder von wunderschönen Sätzen überrascht und kann die ganze Abwärtsspirale locker und flüssig lesen. Da das Buch wahrscheinlich auch nur ein bestimmtes Publikum ansprechen soll, ist es vermutlich auch nicht weiter schlimm, dass immer wieder englische Passagen auftauchen, die nicht weiter erklärt werden. Doch trotzdem konnte ich mich nicht so recht mit den Personen, ihren Handlungen, Problemen und Umfeldern identifizieren, das Buch selbst scheint ein Bild zu sein, dass sich dem Betrachter verschließt. So ganz kommt man nicht rein, in die Gefühlswelt von Leo und seiner Frauen. Eigentlich erfährt man außer über Leo über keinen der Charaktere etwas mehr als grundlegende Informationen und Leo, ja Leo scheint einfach nur einer der unsympathischsten Menschen zu sein, die mir seit langem in der Welt der Literatur begegnet sind! Das Ende des Romans kommt dann doch sehr plötzlich, so ganz war mir nicht klar wie es denn zu dem Unfall kam und wird auch sehr schnell abgehandelt.

Mein Fazit: Ein Buch, das wunderschön geschrieben ist, aber dessen Story nicht unbedingt überzeugen kann, vielleicht auch nur etwas für Insider ist? Wer sich auch mal an ein neues Thema heranwagt, der sollte das Buch definitiv mitnehmen und sich einen schönen Nachmittag machen, zwischen Acryl und Leinwänden!