Die Geschichte eines erfolgreichen unglücklichen Künstlers

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suse9 Avatar

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Leo hat alles in seinem Leben. Er ist nicht nur talentiert, sondern verdient mit seinen Bildern auch noch so viel Geld, dass er sich eine Wohnung in Berlin und ein Haus auf dem Land leisten kann. Seine schöne intelligente Frau hält ihm  den Rücken frei, indem sie Ausstellungen, Interviews und alles Geschäftliche organisiert. Nebenbei lässt sie ihm seine Freiheiten und duldet tolerant seine Eskapaden. Leo müsste glücklich sein, ist es aber nicht. Die Liebe zu seiner Frau ist ihm verlorengegangen, ein Zurück zu Ebba - seiner einstigen Geliebten - scheint es nicht zu geben und voller Selbstzweifel hadert er mit seinen Werken.

Das Buch beginnt mit dem Ende der Geschichte, die aus Leos, Rahels sowie Ebbas Perspektive erzählt wird. Der Schreibstil Louise Jacobs´ist nicht ganz einfach. Bald jedoch fängt sie uns mit gut gewählten Worten und wenn man sich eingelesen hat, versinkt man in der Geschichte und vergisst die Zeit. Die Beschreibungen der Kunstwerke, Protagonisten und ihrer Umgebung sind sehr detailliert, und dadurch fühlt man sich in die Handlung hineingezogen. Regelrecht riechen, schmecken und hören kann ich die Welt, in der Leo lebt. Durch ihre plastischen Ausführungen nimmt sie uns mit und gemeinsam mit Leo erleben wir vergangenes Glück, zerstörerischen Selbstzweifel und den Kampf, seinem bisherigen Leben zu entfliehen. Besonders drastisch empfand ich die Szene, in der der Drogenrausch geschildert wird. Sie ist äußerst abstoßend und dramatisch. Spätestens jetzt begreife ich, dass Leo am Abgrund steht. Mir ist klar, dass ich niemals so derartig die Kontrolle über mich verlieren will.

Louise geht schonungslos mit ihren Helden um und ich kann mich lange nicht entscheiden, wer von ihnen mir sympatisch ist. Müsste Leo nicht der zurfriedenste Mensch sein, da er alles erreicht zu haben scheint? Aber das gibt es wohl nur in Büchern und manchmal sogar dort nicht. Louise Jacobs erspart uns nichts. Wer ein Happy-End-Buch erwartet, sei gewarnt. "Gesellschaftsspiele" hält keine Lösung der Probleme bereit, denn diese lassen sich nun mal nicht einfach so fortlesen. Das Buch hält uns lediglich einen Spiegel vor das Gesicht. Entweder man schaut hinein oder  lässt es.

Mir hat "Gesellschaftsspiele" sehr gut gefallen, und ich möchte es jedem empfehlen, der keine Angst davor hat, ein Buch zu lesen, bei dem der Schlusssatz: "Ende gut, alles gut." fehlt.