Die Kunst als Ware

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anne Avatar

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Leo Becker gilt als einer der erfolgreichsten, noch lebenden Künstler. Er kann nicht nur von seiner Kunst Leben. Durch sie kommt er zu einem gewissen Luxus, den sich nur wenige leisten können. Alle Türen stehen ihm offen. Das einzige was er dafür tun muss, ist das was er immer getan hat und immer tun will: malen. Nur jetzt scheint genau das nicht zu gelingen. Die Figuren entgleiten ihm. Die Bilder wirken falsch. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, fällt ihm die Leidenschaft am Malen am schwersten. Der Erfolg kommt anders als gedacht und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Leo wollte Anerkennung. Doch die Kunst ist als Ware verkommen. Es interessiert nicht mehr was gemalt wurde, was das Bild aussagen will, sondern wer es gemalt hat. In „Gesellschaftsspiele“ zeichnet sich gute Kunst in der Gesellschaft nicht mehr durch das besondere Talent und Gespür des Künstlers aus, sondern die Geschichte und Skandale die hinter ihm stehen. In den Kreisen, die Leo zu seinem Vermögen gebracht hat, hilft keine versteckte Kritik, kein Protest, keine gemalte Revolution. Die Menschen, die Leos Bilder kaufen und ihm Geld einbringen, schauen nicht mehr hin. Er ist Teil dieser Gesellschaft und doch ein außen stehender Betrachter. Hin und her gerissen zieht er aufs Land. Er sehnt sich nach der Vergangenheit. Seine alte Liebe, die Leichtigkeit und die Natur in seinen Bildern. In der Gegenwart muss er sich wieder mit dem Druck auseinandersetzen, der mit jedem Tag wächst. Der Erfolg fesselt ihm die Hände. Leo ist unfähig seine Bilder zu beenden.

Ich frage mich inwiefern diese beschriebene Korruption im Kunstgewerbe wirklich vorherrscht. Ich fand es erschreckend, dass die Aussage der Kunst im Buch anscheinend jeglichen stellenwert verloren hat. Ein Bild soll bei dem Betrachter nichts mehr auslösen, sondern Geld einbringen. Man spürt die Hilflosigkeit von Leo während des Lesens. Das ganze Buch transportiert ein beklemmendes Gefühl. Man ist mit ihm gefangen in einem Leben, wovon er eigentlich geträumt hat und das ihn nun zu einer Produziermaschine verkommen lässt.

Dieses Buch ist nicht nur Kunstinteressierten zu empfehlen. Es spiegelt das Drama der Oberflächlichkeit unserer heutigen Gesellschaft wieder.