Suche nach (künstlerischer) Freiheit

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In dem Roman „Gesellschaftspiele“ von Luise Jacobs wird das Lebe des jungen und erfolgreichen Künstlers Leo Becker beschrieben, welcher kurz vor einer wichtigen Ausstellung seiner Werke im Metropolitan Museum in New York steht. Doch trotz seines Erfolges ist Leo Becker nicht glücklich. Zum einen verdirbt ihm der Zeitdruck, dass die Bilder rechtzeitig fertiggestellt sein müssen, seinen Spaß an der Kunst. Er fühlt sich lediglich wie ein Lieferant, der irgendwelche Bilder liefert, die aber mit seinem Verständnis von Kunst (machen) nicht mehr allzu viel zu tun hat. Er hat das Gefühl nicht mehr das zu tun, was er will gleichzeitig scheint er aber von der Zustimmung und dem Lob der Leute abhängig zu sein.

Auch im Privatleben ist Leo Becker eine zerrissene Figur: Er ist unglücklich verheiratet und muss sich eingestehen, dass er seine Frau nicht mehr liebt und sie nur noch benutzt. Zu dem Zeitpunkt sucht er wieder den Kontakt zu seiner alten Liebe Ebba, an welcher er immer noch hängt.

Doch Leo Becker ist nicht die einzige tragische Figur der Geschichte (eigentlich gibt es keine einzige wirklich zufriedene Person im Roman: Seine Frau stürzt sich aufgrund der ehelichen Kälte in eine Affäre und klammert sich an die Illusion einer möglichen Rettung ihrer Ehe und auch Ebba kann an eine erneute glückliche Beziehung mit Leo nicht glauben.

Alle Charaktere in diesem Buch scheinen nicht wirklich glücklich zu sein: Die Einen sind innerlich zerrissen oder agieren in einer sowohl künstlerischen aber auch künstlichen Welt.

Aufgrund der Leseprobe war mein erster Eindruck eher mäßig. Ich bin mit der Kunstszene überhaupt nicht vertraut und auch nicht unbedingt übermäßig daran interessiert. Der Roman entpuppte sich dann allerdings eher als eine Art Charakterstudie eines unzufriedenen, zerrissenen Menschen, der beinahe selbstzerstörerisch auf das Ende zusteuert. Es wird gut dargestellt, dass auch Erfolg nicht glücklich macht, wenn man in einer künstlichen und oberflächlichen Umgebung gefangen ist. Dementsprechend ist auch der Stil des Buches nicht übertrieben, sondern zeigt klar die Probleme der Protagonisten auf, einzig unterbrochen durch einige philosophische Einschübe über die Liebe und das Leben, die sich aber meist harmonisch in die Handlung integrieren. Alles in allem ein interessantes Buch.