Zerrissen zwischen Zwängen

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velfe Avatar

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"Gesellschaftsspiele" hat mich überrascht. Es hat sich um ein anderes Buch gehandelt als ich dachte. Zum einen bin ich positiv beeindruckt, zum anderen aber auch etwas enttäuscht.

Zuerst möchte ich aber den Schreibstil der gerade mal 27-jährigen Schriftstellerin loben. Sie spricht in schön und toll ausformulierten Sätzen mit der Leserschaft, sodass man eigentlich allein davon schon berauscht sein könnte.

Aber leider besteht ein gutes Buch nicht nur aus schöner Sprache, sondern auch der Inhalt erhebt einen Anspruch auf Perfektion. Der Inhalt war einerseits wirklich gut. Louise Jacob spielt mit dem Tempo der Szenenwechsel und schafft so die gewisse Spannung und auch den Anreiz zum Weiterlesen. Leider gab es aber des Öfteren Stellen, die fast zu viel slow motion mit sich führten und dann auch zum einen oder anderen "DASZIEHTSICHABER" führten.

Trotzdem hat mir das Buch Spaß gemacht.

Es ist sehr gesellschaftskritisch. Das Leben des Leo Becker scheint sich immer mehr in den Machtwirren von Geld, Ruhm und Gesellschaft zu verstricken. Was am Anfang spannend und abwechslungsreich scheint, wird auf Dauer zum Zwang und zur Not, die kaum auszuhalten sind. Die Oberflächlichkeit des menschlichen Denkens wird hier klar und sehr deutlich beschrieben. Es macht einen nachdenklich, ob tatsächlich all das glamouröse und leuchtende Licht von Berühmtheit und Reichtum zum einen zu einem realistischen und zum anderen eben zum Glück des Lebens führen können. Laut diesem Buch verfängt man sich schnell und verliert den Boden unter den Füßen. Beispiele hierfür werden einem in der Boullevardpresse täglich geliefert. In der heutigen Zeit also ein sehr aktuelles und auch wirklich gut aufbereitetes Buch.

Persönlich toll fand ich, dass auch die Musik neben der Malerei ihren Platz gefunden hat. Dass Johnny Cashs "Cry, cry, cry" und Bob Dylans "It's alright Ma" im Buch erwähnt werden, zeugt von Musikkenntnis. Zwei große Künstler der Musik werden von einem großen Künstler der Malerei interpretiert... Schön! ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)

\>\> Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz . \<\< aus Tintenherz S.16 (Cornelia Funke) / im Original von Sir Francis Bacon