Ein herausragendes Debüt
"Man durchlebt bestimmte Dinge, bevor man sie versteht. Mann kann nicht immer die analytische Position einnehmen."
Frances und Bobbi sind seit ihrer Schulzeit befreundet und waren auch für einige Zeit ein Paar. Als Melissa und deren Ehemann Nick in ihr Leben treten, beginnt ein Liebesreigen, der sich gewaschen hat. Sie hassen sich, sie lieben sich, und sie führen Gespräche über Liebe, Sex, Politik, Geschichte, Kunst, Literatur und Freundschaft - und natürlich über sich selbst.
Mit Frances hat Sally Rooney eine Ich-Erzählerin geschaffen, die es in sich hat. Die Figur verdeutlicht, wie sehr Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinanderdriften können, wie sehr wir in unserer eigenen Perspektive und in unserer eigenen Geschichte gefangen sind, und wie verletzlich wir in der Begegnung mit anderen Menschen sind. Rooney stellt die ganz großen Fragen: Wen lieben wir und warum? Gibt es nur eine Liebe? Gibt es uns wirklich oder existieren wir nur in den anderen und durch ihre Existenz? Die Gespräche zwischen den Freunden/Feinden sind komplex, tiefschürfend und auf intime, aber gleichzeitig allgemeine Weise wahr. Sie sind ungewöhnlich, insbesondere in ihrer Formulierung und Interaktion. Und vermutlich sind unsere alltäglichen Gespräche einfach so, ohne dass wir das mitbekommen.
Ich empfinde Rooneys Roman als meiner Generation und Zeit angemessen. Sie hat eine Stimme gefunden für die Stimmungen und Empfindungen, für die vielen Theorien und Abstraktionen, für das Verlorensein in einer komplizierten, verwirrenden Welt - denn Muster und Konventionen sind verlacht, wer sich daran hält, gilt als spießig, und deshalb können die Menschen niemals von sich sagen, sie seien verliebt, sie seien ein Paar, sie seien konventionell. Das führt zu großer Orientierungslosigkeit, aber auch zu einem ereignisreichen Liebesleben, das kaum vor etwas halt macht.
Die Beziehungen der vier "Freunde" sind vielschichtig und komplex und werden immer wieder aus neuen Blickwinkeln, in einem neuen Licht betrachtet, sodass nie ein griffiges, vollständiges Bild entsteht. Das Buch ist nicht im eigentlichen Sinne abgeschlossen und bietet auch keine Lösung für die ménage-à-quatre - vielmehr ist am Ende wieder alles möglich. Und genau das macht das Buch so lebendig, der ewige Fluss, die unsteten Beziehungen, das wechselnde Miteinander, das uns doch eigentlich alle im Leben begleitet.
Es ist nicht schwer, mit Frances zu fühlen, ihre Gefühle und Ängste zu verstehen und nachzuvollziehen. Die Angst vor ihrer Krankheit, ihrer Armut, ihrer Einsamkeit, ihrem Scheitern. Ihre Verschlossenheit, ihre Kaltschnäuzigkeit. Und dann wieder ihre Verletzlichkeit, ihre Zartheit, ihre Klugheit. Sie ist eine beeindruckende Person, die eine große Last zu tragen hat, nach außen aber im wahrsten Sinne des Wortes cool wirkt, unnahbar, gleichgültig. Frances ist nicht einfach, an keiner Stelle des Buches, und doch konnte ich ihr ganz nah kommen.
Sally Rooney hat mit "Gespräche mit Freunden" ein beeindruckendes Debüt vorgelegt, das weiterhin Großes erwarten lässt. Sie hat eine authentische, eindrückliche Stimme für die Sorgen intelligenter, gebildeter, und dennoch orientierungsloser junger Menschen gefunden, die sich ihrer Verletzlichkeit nur allzu bewusst sind. Ein großartiges Buch voller kluger, anregender Gespräche und Charakteren, die man so schnell nicht vergisst.
Frances und Bobbi sind seit ihrer Schulzeit befreundet und waren auch für einige Zeit ein Paar. Als Melissa und deren Ehemann Nick in ihr Leben treten, beginnt ein Liebesreigen, der sich gewaschen hat. Sie hassen sich, sie lieben sich, und sie führen Gespräche über Liebe, Sex, Politik, Geschichte, Kunst, Literatur und Freundschaft - und natürlich über sich selbst.
Mit Frances hat Sally Rooney eine Ich-Erzählerin geschaffen, die es in sich hat. Die Figur verdeutlicht, wie sehr Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinanderdriften können, wie sehr wir in unserer eigenen Perspektive und in unserer eigenen Geschichte gefangen sind, und wie verletzlich wir in der Begegnung mit anderen Menschen sind. Rooney stellt die ganz großen Fragen: Wen lieben wir und warum? Gibt es nur eine Liebe? Gibt es uns wirklich oder existieren wir nur in den anderen und durch ihre Existenz? Die Gespräche zwischen den Freunden/Feinden sind komplex, tiefschürfend und auf intime, aber gleichzeitig allgemeine Weise wahr. Sie sind ungewöhnlich, insbesondere in ihrer Formulierung und Interaktion. Und vermutlich sind unsere alltäglichen Gespräche einfach so, ohne dass wir das mitbekommen.
Ich empfinde Rooneys Roman als meiner Generation und Zeit angemessen. Sie hat eine Stimme gefunden für die Stimmungen und Empfindungen, für die vielen Theorien und Abstraktionen, für das Verlorensein in einer komplizierten, verwirrenden Welt - denn Muster und Konventionen sind verlacht, wer sich daran hält, gilt als spießig, und deshalb können die Menschen niemals von sich sagen, sie seien verliebt, sie seien ein Paar, sie seien konventionell. Das führt zu großer Orientierungslosigkeit, aber auch zu einem ereignisreichen Liebesleben, das kaum vor etwas halt macht.
Die Beziehungen der vier "Freunde" sind vielschichtig und komplex und werden immer wieder aus neuen Blickwinkeln, in einem neuen Licht betrachtet, sodass nie ein griffiges, vollständiges Bild entsteht. Das Buch ist nicht im eigentlichen Sinne abgeschlossen und bietet auch keine Lösung für die ménage-à-quatre - vielmehr ist am Ende wieder alles möglich. Und genau das macht das Buch so lebendig, der ewige Fluss, die unsteten Beziehungen, das wechselnde Miteinander, das uns doch eigentlich alle im Leben begleitet.
Es ist nicht schwer, mit Frances zu fühlen, ihre Gefühle und Ängste zu verstehen und nachzuvollziehen. Die Angst vor ihrer Krankheit, ihrer Armut, ihrer Einsamkeit, ihrem Scheitern. Ihre Verschlossenheit, ihre Kaltschnäuzigkeit. Und dann wieder ihre Verletzlichkeit, ihre Zartheit, ihre Klugheit. Sie ist eine beeindruckende Person, die eine große Last zu tragen hat, nach außen aber im wahrsten Sinne des Wortes cool wirkt, unnahbar, gleichgültig. Frances ist nicht einfach, an keiner Stelle des Buches, und doch konnte ich ihr ganz nah kommen.
Sally Rooney hat mit "Gespräche mit Freunden" ein beeindruckendes Debüt vorgelegt, das weiterhin Großes erwarten lässt. Sie hat eine authentische, eindrückliche Stimme für die Sorgen intelligenter, gebildeter, und dennoch orientierungsloser junger Menschen gefunden, die sich ihrer Verletzlichkeit nur allzu bewusst sind. Ein großartiges Buch voller kluger, anregender Gespräche und Charakteren, die man so schnell nicht vergisst.