verhängnisvolle Beziehungen

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anne_kaffeekanne Avatar

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Die 21jährige Studentin Frances hat keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Zusammen mit ihrer Exfreundin Bobbie tritt sie bei Spoken-Word-Veranstaltungen auf. Die Journalistin Melissa will ein Portrait über die beiden schreiben. Unverhofft verliebt sich Frances in Melissas Mann Nick. Das klingt nach einer typischen Dramastory, in der die Protagonistein entweder den Mann für eine monogame Beziehung bekommt oder daran scheitert, immer nur die Geliebte zu sein. Stattdessen werden Beziehungskonzepte diskutiert und ausprobiert. Nick liebt Melissa und Frances liebt Bobbie, aber die beiden können nicht voneinander lassen. Oder ist es doch anders? Geht es um Macht und Kontrolle? Ist Liebe nur ein Konzept? Es wird viel diskutiert. Über das Konzept monogame Beziehung an sich, Macht, Kapitalismus, Geld usw. Die Figuren verletzen sich gegenseitig. Frances kann ihre Gefühle nicht ausdrücken, verheimlicht wichtige Informationen und verletzt ihr Umfeld mit ihrem Verhalten.
Man kommt Frances sehr nah. Das ist nicht immer angenehm. Die Autorin scheut sich nicht, auch die unangenehmen Seiten ihrer Protagonistinnen auszuleuchten. Bis zum Schluss sind mir nahezu alle Figuren fremd geblieben. Vielleicht auch, weil Frances eine sehr distanzierte Person ist.
Die Dialoge sind sehr intelektuell, manchmal etwas abgehoben. Trotzdem fand ich es spannend und habe das Buch extrem schnell an einem Wochenende durchgelesen. Irgendwie hat es mich gepackt. Sicherlich nicht für jeden etwas. Man muss sich wahrscheinlich im linken Studentenmileu oder der gut situierten Künstlerszene ein bisschen auskennen oder sich zumindest dafür interessieren. Ich habe zumindest einiges schmerzhaft wiedererkannt, auch wenn mir die Figuren, die sich durch zu viel Denken selbst im Weg stehen, anstrengend waren.
Ein interessanter Blick auf eine Kollision zwischen verschiedenen Lebensentwürfen in der literarischen Künstlerszene.