Sport für den Schweinehund?

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henrike von buchstabensalat.net Avatar

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Als ich neulich mal wieder bei vorablesen stöbern war...

So oder so ähnlich wollte ich diese Rezension anfangen. Ich falle in die Kategorie der Leseratten, die Sport nicht unbedingt regelmäßig (also nie) und nur unter Zwang oder zu einem bestimmten Zweck (zum Beispiel ein Marathonlauf über die Buchmesse) betreibt. Meine Hemmschwelle, überhaupt mit Sport zu beginnen, ist dementsprechend hoch. Auch finde ich es ziemlich überflüssig, monatlich Geld in ein Fitnessstudio zu investieren, was ja in den letzten Jahren zum absoluten Trend meiner Altersklasse geworden zu sein scheint, da es doch sogar in meinem Wissensschatz genügend Übungen gibt, die keine Geräte erfordern. All die Dinge, die man im Sportunterricht zum Aufwärmen gemacht hat, zum Beispiel. Deswegen finde ich den Ansatz, mit nichts weiter als dem einfachen Körpergewicht (und vielleicht mal einem Ball, einer Tischkante oder einer Türklinke) zu trainieren, viel attraktiver als den Gedanken, in einer Muckibude gerade die Muskeln aufzupumpen, die ich im Alltag überhaupt nicht brauche. Soviel also zu meiner Motivation, warum ich dieses Buch haben wollte. Kommen wir zum Buch selbst.

In einer großformatigen Aufmachung kam es daher, schwer - und stark nach Druckerei riechend. Ich mag ja den Geruch von frisch gedruckten Büchern genau so gern wie den von alten verstaubten. Aber dieses Buch ist, wenn ich es richtig beurteile, auf anderem Papier mit anderer Tinte gedruckt worden, als es bei Romanen der Fall ist, um die Fotos qualitativ hochwertig abbilden zu können. Der Geruch ist also viel intensiver und unangenehmer, verzieht sich aber schnell, nachdem man die Folie entfernt und das Buch hat auslüften lassen. Dafür hat es sich wirklich gelohnt, denn die Fotos sind sehr ansprechend. Klar, der Autor sieht nicht schlecht aus und für die Leserinnen (oder Leser, je nachdem, wie man es betrachten möchte) gibt es auch ein weibliches Model, das definitiv nicht zum ersten Mal Sport treibt. Dass auf manchen Bildern ein knuffiger Hund im Hintergrund zu sehen ist, verfehlt die Wirkung ebenfalls nicht. Wenn es also um Motivation geht, ist dieses Buch schon ziemlich weit vorn. Inhaltlich gefällt es mir ebenfalls. Durch kleine Grafiken wird erklärt, welche Muskeln beansprucht und dadurch trainiert werden - für mich eine sehr hilfreiche Info und auch interessant. Die Aufgabenbeschreibungen sind detailliert und kaum misszuverstehen, die Anweisungen klar. Die Art der abwechslungsreichen Trainingseinheiten finde ich ebenfalls gut ausgewählt. Hierzu sollte ich sagen, dass das Buch in verschiedene Stufen eingeteilt ist und die jeweiligen Stufen beinhalten dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad angepasste Übungen. So kann es nicht passieren, dass man sich mit einer Übung überfordert, nur, weil man etwas Abwechslung wollte. Also, vom theoretischen Prinzip dieses Buches bin ich ziemlich überzeugt - wenn auch die Rezepte am Ende des Buches hoffentlich ein Scherz sind. Wer soll denn von Eiweißomelettes und Salat in kleinsten Portionen satt werden und dann noch die Energie aufbringen, Sport zu treiben? Ja, es gibt auch Schoko-Bananen-Brownies, aber das ist eines der wenigsten Rezepte, die ich vermutlich mal ausprobieren werde.

So toll ich also das Buch in Optik, Haptik und Konzept finden mag: Meine Motivation liegt immer noch im Keller. Ja, ich habe einige der Übungen ausprobiert und auch ein, zwei Trainingseinheiten absolviert. Aber nur, weil ich hier jetzt ein Buch liegen habe, das mir sagt, wie ich mich fit halten oder es werden könnte, heißt das noch nicht, dass ich auch die Lust oder, in meinem Fall ziemlich entscheidend, den Platz habe (ich lebe in einem 10m²-Zimmer). Wenn ich mir jedoch vorstelle, dass jetzt Sommer ist und ich damit in den Garten gehen könnte, dann denke ich, würde ich doch ab und zu mal meine morschen Gelenke bewegen. Jetzt weiß ich ja schließlich, wie ich das mit etwas mehr Spaß effektiv erledigen kann. Der nächste Sommer kommt bestimmt...

Fazit Meine Ansprüche an das Buch als Buch wurden übertroffen, aber mit dem Austreiben des inneren Schweinehunds hat es dennoch nicht so gut geklappt...