Ich werd Kfz

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kainundabel Avatar

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Unter dem Pseudonym Frl. Krise schreibt die Autorin das gefühlt 2.641ste Buch aus Lehrersicht über den Schulalltag. Hinzu kommen inzwischen auch Referendare und Lehrerkinder, die sich berufen fühlen, ihren Alltag in literarische Formen zu gießen. Also "Ghetto-Oma" nicht mehr lesen? Keineswegs! Vier Jahrzehnte unterrichten, dazu überwiegend an einer Brennpunktschule, ist nicht nur eine Achterbahnfahrt zwiespältigster Gefühle zwischen pädagogischem Anspruch, Motivation und Hassliebe. Vielmehr treffen hier Realität und Satire so frontal aufeinander, dass sie mitunter nicht mehr zu unterscheiden sind. Hilflosigkeit hormongesteuerter Schüler, dazu ihre Disziplinlosigkeit, mangelnde Einsicht, kombiniert mit häuslicher Erziehung, die keine ist, schafft ein Biotop seltsamster Zusammensetzung. So kann man über Frl. Krises Erlebnisse und Beobachtungen schmunzeln, den Kopf schütteln, verzweifeln und lachen, auch wenn einem dieses Lachen manchmal im Halse stecken bleibt. Sie trifft den Nagel auf den Kopf, so sieht die Realität aus - vielleicht noch nicht überall. Aber sie rückt unaufhaltsam näher! Zurzeit wird ja wieder massenhaft propagiert, dass jedes Kind hochbegabt sei, niemand zurückbleiben dürfe, Abitur und Studium für alle möglich sein müsse. Schüler sind nicht mehr verhaltensauffällig, sondern verhaltensoriginell, sie schwänzen nicht mehr den Unterricht, sondern üben sich in Schuldistanz. Was möchte denn die Elite von morgen werden? "Ich werd Kfz", "Ich Nagelstudio". Da bleibt nur eins: Frl. Krise lesen!