Gejagt

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anne_kaffeekanne Avatar

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Cy Baxter ist ein Tech-Unternehmer, der an der perfekten Überwachungssoftware arbeitet. In einem einfachen aber eindrucksvollen Betatest möchte er die CIA davon überzeugen seine Überwachungsmethoden einzusetzen. Zehn Personen (fünf Profis, fünf Normalbürger) sollen für 30 Tage versuchen sich vor seinem Team und vor allem seinen technischen Überwachungsmethoden zu verstecken.

Diesen Plot, dass Einzelpersonen versuchen der diffusen Bedrohung durch eine übermächtige Überwachung zu entgehen, gab es natürlich schon öfter, aber es funktioniert zuverlässig. Man denkt automatisch darüber nach, welche Strategie man selbst wählen würde und gruselt sich beim Gedanken, dass sehr viele der vorgestellten Methoden tatsächlich umsetzbar sind. Der erste Teil dreht sich um die Geschehnisse während des Beta-Tests. Die Normalbürgerin Kaitlyn erweist sich als unerwartet geschickt und schnell wird klar, dass sie eine eigene Agenda verfolgt. Dann gibt es einen überraschenden Twist und die Lage eskaliert. Beim letzten Drittel lies meine anfängliche Begeisterung nach und die Auflösung fand ich nicht sehr gelungen.
Am Anfang, wenn der Fokus darauf liegt herauszufinden welche Strategien Jäger und Gejagte benutzen und welche Strategie funktioniert und welche nicht, liest es sich sehr gut. Sobald es am Ende jedoch nur noch um wenige Personen und deren Hintergrundgeschichte geht, offenbaren sich Schwächen. Die vielen Nebenfiguren, die auftauchen werden nur sehr kurz vorgestellt, meist kurz bevor sie geschnappt werden und man hat keine Zeit sich mit ihnen zu identifizieren und mehr als einen kurzen Blick auf ihre Persönlichkeit zu erhaschen.
Viel von der Faszination gegenüber Kaitlyns verpufft auch mit dem großen Twist und während sie am Anfang sehr klug agiert, trifft sie am Ende wahnsinnig dumme und naive Entscheidungen. Als Person wird sie auch fast immer nur durch ihre Beziehung zu Männern definiert und war mir als eigenständige Persönlichkeit zu blass. Cy Baxter ist der typische reiche, techinsch begabte aber sozial inkompetente, skrupellose Silicon-Valley-Typ, dessen Persönlichkeit und Handlungen wenig zu überraschen vermögen. Am Anfang wird versucht ihm auch ein paar nachvollziehbare Beweggründe und Graustufen zu geben, aber er wird schnell zum Bösewicht.
So bleibt das am Anfang spannend aufgebaute Experiment am Ende doch unter seinen Möglichkeiten. Statt in die Tiefe zu gehen und wirkliche Dilemmata und Diskussionspotential aufzuzeigen, wird auf Action gesetzt. Sehr schade, dennoch kann ich es mit Abstrichen weiterempfehlen und würde 3,5 Sterne vergeben.