Anders als erwartet

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misspider Avatar

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Mit großen Erwartungen habe ich dieses Buch gelesen und wurde teils positiv, teils negativ überrascht. Zum einen hatte ich mehr Krimi bzw. Thriller erwartet, wie sich herausstellte handelt es sich jedoch vor allem um eine Coming-of-Age Geschichte von zwei ungleichen Schwestern. Darin verflochten ist die Story eines Serienkillers, der in einem Sommer in der Heimat der Mädchen sein Unwesen treibt. Diese Story treibt das Buch voran, bleibt aber vor allem ein spannender Background. Mir hat es sehr gut gefallen, dass es sich nicht schon wieder "nur" um einen Krimi handelt, sondern dass der Fokus auf den Schwestern liegt und ihren Bemühungen, sich im Leben und auf dem Weg ins Erwachsen werden zurechtzufinden.

Obwohl ich das Buch regelrecht verschlungen habe, haben mich auch einige Dinge gestört: zum Beispiel die Visionen von Rachel, die ziemlich unvermittelt (aber praktischerweise!?) auftreten, ohne irgendwie eingeleitet zu werden. Da hätte ich mir gewünscht, dass diese Gabe auch schon im Anfangsteil erwähnt wird, wo man die Schwestern und ihre Eigenheiten kennenlernt. Die Vaterfigur war mir oft zu überzeichnet, andererseits wurde sie immer aus Rachels Perspektive geschildert, und es ist was wahres dran, dass Kinder ihre Eltern durchaus als unfehlbare Helden betrachten.

Fazit: das Buch liest sich sehr gut, die Geschichte ist sehr ungewöhnlich und gerade deshalb so faszinierend, auch wenn es Kritikpunkte gibt.

Zum Schluss noch einige Kommentare zur Übersetzung, die ich aber nicht in die Wertung einfließen lassen mag:
Ich war überrascht zu erfahren dass das Buch nicht die Übersetzung des Titels "The Good Daughters" ist, wie man anhand des gleichen Titels und Covers vermuten würde, sondern dass das englische Original "After Her" heißt. Ich wüsste gerne, warum der Verlag diese für den Leser verwirrende Strategie eingeschlagen hat.
Zudem hat mich gestört, dass die eingebauten Liedzeilen nicht konsequent erst einmal auf Englisch genannt wurden, sondern z.T. nur in der deutschen Übersetzung. Schliesslich kennt man 'My Sharona' als englisches Lied und hört die englischen Zeilen sofort als Musik im Kopf, während man bei den deutschen Worten erst einmal überlegen muss welche Stelle im Lied das ist.
Zu guter Letzt gab es vereinzelte Wörter, deren Übersetzung mir die Haare sträubten. Bestes Beispiel: Wurzelbier. Ich glaube das ist das erste Buch das ich lese in dem das doch eigentlich recht geläufige (wenn auch hierzulande nicht übliche) Getränk Root Beer tatsächlich wortwörtlich übersetzt statt übernommen wurde.