Der Zweck heiligt die Mittel?

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buecherfan.wit Avatar

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In einer Art Prolog rechtfertigt ein Unbekannter seine Tat. Er sieht sich selbst nicht als Mörder, weiß aber, dass andere es nicht verstehen werden. Im folgenden Kapitel meldet Lena Eriksson ihren sechzehnjährigen Sohn Roger nach 22 Stunden als vermisst, sagt, er habe sich aus dem Staub gemacht. Wegen einiger Kommunikationsprobleme bei der örtlichen Polizei laufen die Ermittlungen erst fast zwei Tage später an. Suchtrupps werden schließlich ausgeschickt, und eine Gruppe von minderjährigen Pfadfindern findet durch Zufall die Leiche des Jungen in einem Tümpel im Wald. Die Chefin der Polizeidienststelle in Västeras zieht die Reichskriminalpolizei hinzu. Der getötete Junge war Schüler eines Privatgymnasiums für Reiche mit angeschlossenem Internat. Außerdem hat der untersuchende Arzt festgestellt, dass das Herz zum großen Teil entnommen wurde. In weiteren Kapiteln wird Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann vorgestellt, der seit über fünf Jahren unter Angstträumen und Schuldgefühlen leidet, die er  eine Zeit lang vergeblich mit Alkohol und Tabletten zu bekämpfen suchte. Sein Leben ist völlig aus dem Ruder gelaufen, und er ist auch beruflich nicht mehr erfolgreich.

Obwohl die Leseprobe relativ lang ist, fehlen am Ende doch noch wichtige Informationen, über die uns der Klappentext vielleicht etwas zu ausführlich informiert, zum Beispiel was es mit der Eliteschule auf sich hat und warum sich Sebastian Bergmann  so quält. Stattdessen erfahren wir eine Menge Details aus dem Leben von Polizeikommissar Thomas Haraldsson und seiner Partnerin Jenny mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch sowie über seine durch die Beförderung von Kerstin Hanser zum Stillstand gekommene Karriere. Vieles an diesen Passagen liest sich ausgesprochen witzig: ein Polizist, der mit nassen Füßen im sumpfigen Wald herumläuft, der demotiviert ist, weil er bei der Beförderung übergangen wurde und nun ständig von seiner Frau Jenny in Sachen Familienplanung nach Hause zitiert wird ("Er hatte eine Frau zu befruchten."). 

Das Autorenteam Hjorth/Rosenfeldt schreibt gegen starke Konkurrenz an - das Feld des Schwedenkrimis ist wirklich außerordentlich gut bestellt. Ich bin gespannt, wie der Debütroman der noch unbekannten Autorn im Vergleich abschneidet. Der Romananfang ist jedenfalls gar nicht schlecht.