Hoffnung auf Tiefgang

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clara_fall Avatar

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Wieder einmal ist es ein Autoren-Duo, von dem wir hier eine LP präsentiert bekommen. Erlesene Erfahrungen sagen mir, dass dies die perfekte Ergänzung beim Schreiben sein kann - der Eine sorgt für die Spannung und das Fachliche, der Andere für den Witz. Leider lässt die kurze LP noch nicht viel von diesen wichtigen Wesensarten eines guten Krimis erkennen.

Da ist Lena Erikson, die ihren 16jährigen Sohn Roger auf eine privilegierte Privatschule gehen lässt und den sie nun als vermisst melden muss. Bisher ist dieser nur durch Ladendiebstahl negativ aufgefallen. Die Schilderung der letzten Stunden zusammen mit seiner Freundin Lisa lässt nichts Schlimmes befürchten; nur die Andeutung, dass er wohl gar nicht seinen Vater kennt und er sich vielleicht zu ihm auf den Weg gemacht hat.

Polizeikommissar Thomas Haraldsson verzweifelt gerade an seinen enttäuschenden Lebensumständen: die Suche viel zu spät eingeleitet; seit Jahren in Konflikt mit seiner Chefin Kerstin Hanser, die ihm die Karriere vermasselt hat und nur noch als "Befruchter" von seiner Freundin Jenny benutzt. Pure Verzweiflung treibt ihn ebenso zur katastrophalen Entscheidung, minderjährige Pfadfinder an der Suche zu beteiligen, die dann auch nur kurze Zeit später einen verstörenden Fund machen.

Und da ist noch Sebastian Bergman - Dozent, seit Jahren verfolgt von Albträumen, über die er erst durch Alkohol, dann durch Medikamentenmißbrauch und jetzt durch ständig wechselnde Sexpartner die Herrschaft gewinnen möchte. Es fällt die Erwähnung, dass er einen verstaubten Rezeptblock bemüht, dass er Patienten hat - ist er Arzt?

Ganz sicher hat die Story einen ernsten Hintergrund, denn in der Kurzfassung ist die Rede von Mobbing. Leider vermittelt die LP noch nichts von diesem ernsthaften Thema, beschäftigt den Leser eher massiv mit Belanglosigkeiten und bringt bisher das angestaubte Image eines mittelmäßigen Buches mit. Das kann sich ändern, wenn die Personen mit Tiefgang erfüllt werden und dieses nagende Problem einer abgekühlten Gesellschaft nicht totquatschen, sondern zum Nachdenken anregen. Das Cover hat für mich keinen Wiedererkennungswert, es passt sicher zu jedem 2.Krimi.