Der Mann, der kein Mörder

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goch9 Avatar

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**Der Mann, der kein Mörder war**

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Wenn ein Buch mit diesem Titel damit beginnt, dass der Leser den Mann, der kein Mörder ist, bei der Beseitigung der Leiche beobachtet, dann erwartet uns ein besonderer Krimi.

Die Leiche wird als Roger Erikson, 16 Jahre und Schüler eines Elitegymnasiums, identifiziert. Seine Mutter hatte ihn vor Tagen schon vermisst gemeldet.  Die Polizei vor Ort hat geschlammt, sodass das Stockholmer Kriminalteam um Torkel Höglund den Fall übernimmt.

Zur gleichen Zeit hält sich Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe in Västerås auf.  Er will nach dem Tod seiner Mutter sein Elternhaus verkaufen. Nach dem Unfalltod seiner Tochter und seiner Frau  durch einen Tzunami hat er nicht mehr ins normale Leben zurück gefunden.

Das Ermittlerteam sieht sich großen Schwierigkeiten gegenüber. Sie haben keinen Tatort, keine Motiv und keinen Verdächtigen. Zähneknirschend nehmen sie Bergmans Hilfe an.

Selten hat mich ein Krimi so mitgerissen. Ich war verwundert zu Beginn, als der Mann, der kein Mörder war, die Leiche entsorgt. Darauf folgen die Pannen bei der örtliche Polizei, deren bizarres Privatleben, sowie das seltsame Verhalten der Mutter von Roger. Als Leser geht man die ganzen Irrungen und Wirrungen, die Fehleinschätzungen und die Sackgassen mit und glaubt schon fast den Fall gelöst zu haben, um dann doch wieder in einer Sackgasse zu landen. Alles ist nachvollziehbar und man erlebt, wie zäh Polizeiarbeit manchmal sein kann. Ich habe den Eindruck, dass die Autoren nichts beschönigen wollten.

Einen großen Teil des Romans nimmt Sebastian Bergman ein. Er ist sexsüchtig und ein ausgesprochenes Ekelpaket. Nach und nach erfahren wir, wie und warum er so geworden ist. Er wirkt oft abstoßend, aber mit zunehmenden Rückblicken in seine Vergangenheit, erkennt man seinen Überlebenskampf.

Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt haben einen wunderbaren Roman geschrieben. Es ist nicht nur ein Krimi. Dadurch, dass sie einzelne  Charaktere äußerst scharf herausgearbeitet haben, haben sie mehrere Schichten des sozialen Geflechts offen gelegt. Es zeigte die Verlogenheit, die Heimlichtuerei,  die Abgründe innerhalb der Familien und es führte auch zur Lösung dieses Falls.

So wie der Polizeipsychologe Sebastian Bergman  von den beiden Autoren angelegt wurde, kann ich mir vorstellen, dass wir vielleicht noch mehr von ihm zu lesen bekommen.